Jubiläumsweg auf den Hochkönig

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Mit einer Höhe von 2941 Metern ist der Hochkönig der höchste Gebirgsstock in den Berchtesgadener Alpen. Auf dem Gipfel thront das Matras-Haus – Ziel zahlreicher Wanderer, die sich hier eine Übernachtung gönnen – falls sie auf der Hütte noch Platz bekommen. Der 5-stündige Aufstieg gleicht nach obenhin zunehmend einer eindrucksvollen Mondlandschaft mit vielen Gletscherresten, umrahmt von rießigen Karstflächen. Allein der Normalweg ist schon ein Erlebnis, das man erlebt haben muss!

Nach Süden hin steil abfallend bietet der Höchkönig eine Reihe anspruchsvoller Kletterrouten. Allen voran „Gloria Patri“, die vielleicht berühmteste Erstbehung des legendären Albert Precht. „Die Tour kann man eigentlich nur machen, wenn die Kinder schon erwachsen sind“ – Originalton einer Westallgäuer Seilschaft, der wir am Östlichen Schoberkopf zufällig trafen. In manchen Seillängen ein geschlagener Zwischenhaken, und Runouts mit bis zu 30 Metern im 6. Hochkönig-Grad sind Programm – Stürzen sollte man da besser nicht. Es gibt nur wenig leichtere Südwand-Routen, die teilweise brüchig sind und der Zustieg unter die Wand über ein rießiges Schotterkar sieht auch nicht gerade einladend aus …

Wir hatten zu diesem Zeitpunkt schon genügend Abenteuer getankt, aber der Hochkönig musste noch her. „Jubiläumsweg“ stand da im Kletterführer „Best of Salzburger Land“: 1000 Höhenmeter bis zum oberen 5. Grad, das hörte sich doch gut an. Und wiedermal morgens um 5 Uhr mit der Stirnlampe losziehen ☹ Es  half nichts, es war der Wunsch einer Longline, die uns in diesem Urlaub noch fehlte …

Am Vorabend lichtetete sich der fast täglich hartnäckige Hochkönig-Nebel doch noch und ich konnte die strategisch wichtigen Passagen im Topo mit der Wand vergleichen. Am nächsten Morgen wanderten wir im Dunkeln an dahin-dösenden Kühen vorbei – ein krasses Schauspiel, wenn man deren angeleuchteten Augen begegnet. Wir passierten die Stegmoos Alm und erreichten über den Birgkarsteig die Abzweigung, welche weglos und etwas ruppig zum Einstieg hinüberführt. Das große Altschneefeld – morgens beinhart gefroren – quert man besser am unteren Rand. Hier soll irgendwo der behakte Einstieg mit Beschriftung sein …

Es lagen noch 1000 Höhenmeter vor uns. Ungeduldig stiegen wir in den Vorbau ein – weit und breit kein Haken in Sicht. Es musste weiter rechts sein, und siehe da nach einer längeren Querung kamen die ersten roten Markierungen zum Vorschein. Handschlag, der Weiterweg war nun selbsterklärend: entlang einer markanten Rampe, vereinzelt Farbpunkte und Haken bis zu einem kleinen Überhang, den wir immer noch seilfrei überwinden konnten.

Es folgten weitere Rinnen, Kamine und schrofiges Gelände bis wir erstmals das Seil anlegten. Eine steile Platte führte in schöner Kletterei zu einer rampenartigen Verschneidung mit abschließender Wandstufe hinauf. Danach wurde das Gelände wieder flacher. Über einen weitläufigen, teilweise karstigen Hang querten wir die Südwand des Höchkönigs (mit Blick in die furchterregende Gloria Patri) nach links. Bei Nebel sind sogar die roten Markierungen schwer zu finden. Bloß nicht blind irgendwohin hinaufsteigen – wer sich hier verirrt hat keine Chance, den Weiterweg zu finden …

Trotz einiger Nebelfetzen erreichten wir punktgenau die Headwall unserer Tour. Mit Seilsicherung kletterten wir nun die schönsten Seillängen des gesamten Anstiegs: ein Kamin führte auf eine herrliche Rampe, die in eine bequeme Nische mündete. Hier befindet sich die Schlüsselstelle des Jubiläumswegs: eine glatte Platte im 6. Grad ist der Beginn einer ausgewaschenen Verschneidung, die sich nach einer Seillänge in leichteres Gelände verliert. Die letzten 150 Klettermeter stiegen wir nun wieder seilfrei über schöne Platten zum Westgipfel des Hochkönigs hinauf. Eine karge Landschaft ist das hier, mit Blick auf die vergletscherte Nordseite des Hochkönigs.

Fazit

Man muss ihn schon einmal gemacht haben, den Hochkönig. Wenn es schon eine Klettertour sein soll, dann bietet der Jubiläumsweg eine realistische Alternative zu den weitaus schwereren Südwand-Routen. Wer den Einstieg einmal gefunden hat, liest das Topo genau und folgt aufmerksam den roten Farbtupfen, die bei Nebel durchaus ihre Berechtigung haben. Das Meiste klettert man seilfrei im 2. bis 3. Schwierigkeitsgrad und ab und zu gibt es auch tolle Klettereinlagen. Ein schönes Ziel für eine längere Untenehmung mit gemäßigten Schwierigkeiten – vergleichbar mit der Watzmann-Ostwand – nur etwas kürzer.

Man sollte unbedingt auf den Hauptgipfel weitersteigen. Im Matras-Haus gibt es für Kletterer zur Begrüßung einen Gratis-Schnaps und eine geniale Aussicht ins Salzburger Land – falls der Nebel kurzfristig nachgibt. Der anschließende Abstieg zum Arthur-Haus gleicht einer Weltreise, ist jedoch an landschaftlichen Eindrücken kaum zu überbieten. Und auf halbem Weg kann noch ganz nebenbei der beste Kletterberg – die Torsäule – im Hochkönig-Gebiet besichtigt werden …

Schwierigkeit
Überwiegend 2 bis 3, gelegentlich auch leichter. An wenigen Passagen 4 bis 5. Schlüsselstelle 6, bzw. 5 A-Null.

Anspruch
Wer einmal den Einstieg gefunden hat und die roten Wegmarkierungen nicht verliert, kommt in der Tour gut voran. Das Topo muss stets genau studiert werden, um sich nicht zu verlaufen. 1000 Höhenmeter bzw. 1400 Klettermeter erfordern eine gute Kondition. Nur bei sicherem Wetter einsteigen, da ein Rückzug schwer möglich ist. Dazu kann der fast täglich einsetzende Hochochkönig-Nebel die Orientierung erheblich beeinträchtigen.

Absicherung
Die schwierigen Passagen sind ausreichend mit Bohrhaken gesichert. Dazwischen gibt es einige Haken, die auch der Orientierung dienen. Gelegentlich können Köpfl-Schlingen gelegt werden. Weite Strecken können seilfrei begangen werden.

Zeitbedarf für den Aufstieg
Zustieg ca. 2 Stunden
Kletterzeit ca. 5 Stunden

Distanz im Aufstieg
Ca. 1000 Höhenmeter
Ca. 1400 Klettermeter

Ausrüstung
Einfachseil, 6 Exen, Schlingen

Ausgangspunkt
Parkplatz Stegmoosalm, östlich vom Dientner Sattel in der Hochkönig-Region.

Zustieg
Man folgt dem Wanderweg zur Stegmoosalm (ca. 45 Minuten). Danach auf dem Birgkarsteig weiter Richtung Hochkönig. Kurz vor einem markanten Felsblock (Frühstücksfels) trifft man auf einen Wegweiser mit der Aufschrift „Jubiläumsweg“. Hier verlässt man den Weg nach rechts und steigt zu einem Altschneefeld ab. Am dessen Rand ca. 50 m weiter nach rechts, danach zu einer markanten Rampe ansteigend. Der Einstieg befindet sich bei einem Bohrhaken mit rot angeschriebenem Routennamen. Keinesfalls an anderer Stelle einsteigen, die ersten Haken dürfen zur weiteren Orientierung nicht verpasst werden! Vom Parkplatz ca. 2 Stunden.

Abstiege
Dier Tour endet auf dem Westgipfel des Hochkönigs. Von hier gibt es zwei Abstiegsvarianten:

1. Vom Westgipfel nach links und Abstieg über’s Birgkar. Teilweise steil und schottrig. Steinschlaggefahr! Ca. 2,5 Stunden.

2. Wesentlich lohnender ist der weitere Aufstieg zum Matras-Haus auf dem Hochkönig-Gipfel (ca. 20 Minuten). Danach folgt ein schöner und landschaftlich eindrucksvoller Abstieg zum Arthur-Haus (ca. 3,5 Stunden). Anschließend fährt ein Wanderbus zurück zum Ausgangspunkt (ca. 30 Minuten).

Unterkunft
Matras-Haus auf dem Hochkönig-Gipfel www.matrashaus.at

Topo
Kletterführer „Best of Salzburger Land“, Band 1 www.panico.de

Webinfo
www.bergsteigen.com
www.odorina.de
www.tennengau-climbers.at
www.jensreindl.at
www.super-gsi.net
www.riesner.at
www.hochzwei.media

Bildgallerie

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