An den östlichen Ausläufern der Plattspitze bei Ehrwald, den sogenannten „Gatterlköpfen“ befinden sich einige schöne Mehrseillängen- und Sportkletterrouten. Das Gebiet ist ziemlich versteckt, vom Tal aus nicht einsehbar und deshalb zu Unrecht wenig besucht. Für mich ist es jedoch ein Highlight, was das Ambiente und die Felsqualität betrifft.
Im Jahr 1996 kletterten wir dort eine Route, und seilten anschließend im linken Wandbereich wieder ab. Bei den letzten beiden Abseillängen entdeckten wir steile kompakte Kalkfluchten, wie ich sie vorher noch nie gesehen hatte: wahnsinns Fels-Strukturen, wie hinbetoniert … Auf 2000 Metern Höhe pfeift hier der Wind ziemlich wild um die Ecke und der Wetterstein-Kalk ist dementsprechend rau.
Die Wand ging mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf. Wenig später kaufte ich mir eine Bohrmaschine, quartierte mich auf der Ehrwalder Alm ein und die ersten Haken waren bald gesetzt. Binnen kurzer Zeit entstanden hier 8 Baseclimbs mit jeweils zwei Seillängen. Dies war der Beginn meiner Bohrkarriere und ich erinnere mich noch genau an die Ereignisse: Grauer Himmel, plötzlicher Blitzschlag ins Fixseil, Funken an den Fingern, durch zu schnelles Abseilen zog es mir die Haut von den Händen. Abends auf der Ehrwalder Alm lief die Fußball-Europa-Meisterschaft im Fernsehen und ich jubelte mit, als die Deutschen gewannen. Ich war oft in dieser Gegend, Jahre darauf sanierte ich die Routen wieder, mein Sicherheitsbedürfnis hatte sich mittlerweile verändert und es kamen zusätzlich 10 neue Linien dazu.
So entstand hier ein alpiner Klettergarten mit 17 Sportkletterrouten in den mittleren Schwierigkeitsgraden. Ein Besuch lohnt sich auch Winter, bei Inversions-Wetterlage kann mit den Liftanlagen praktisch fast bis unter die Felsen gefahren werden. Anschließend gibt‘s zur Belohnung eine 6-Kilometer-Abfahrt mit den Skiern ins Tal …
Charakter | Charakter Sportklettern an äußerst kompaktem Fels. Platten, Verschneidungen, Überhänge |
Schwierigkeit | 5. – 7. Grad |
Absicherung | Perfekt mit Bohrhaken |
Material | 70-Meter-Einfachseil, 12 Exen, Helm |
Talort | Ehrwald bei der Zugspitze |
Zugang | Im Sommer mit dem Bike zur Ehrwalder Alm, Hochfeldernalm und links ab zur Bergstation des Issentalkopf-Sessellifts. Hier Bikedepot. Weiter über den Latschenhang geradeaus empor zum roten Lawinen-Sprengmasten. Von Ehrwald ca. 1,5 Stunden. Im Winter mit den Skiern mit der Ehrwalder Bahn und dem Issentalkopf-Sessellift bis kurz unter die Wand. Je nach Schneemenge weiter zu Fuß oder mit den Skiern. |
Topos
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Lechtal-Rock, Gebro-Verlag www.berprofi.com. Dort sind auch die Mehrseillängen-Routen enthalten. Im Frühjahr 2016 erscheint der neue Kletterführer Wetterstein-Süd, in dem die ganzen Ehrwald-Touren veröffentlicht werden. |