Klettern im Donautal

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1980 wurde der Naturpark Oberes Donautal gegründet. Zwischen Beuron und Sigmaringen befinden sich auf einer Strecke von ca. 20 Kilometern zahlreiche Felsmassive entlang des Donau-Ufers. Lange Zeit waren einige Felsen für das Klettern gesperrt. Seit 2014 wurden die Maßnahmen jedoch gelockert und eine Regelung geschaffen, die für Naturschützer und Kletterer gleichermaßen vertretbar ist. So bietet das „Däle“, wie es bei den Einheimischen liebevoll genannt wird, mittlerweile ca. 850 Routen an 30 verschiedenen Massiven.

Der Schaufels beispielsweise, ist bis zu 120 Meter hoch und gilt als die mächtigste außeralpine Wand Deutschlands. Was früher für manche Kletterer als Trainingsgelände alpiner Routen galt, hat sich heute zu einem eigenständigen Sportkletterrevier entwickelt. Es kamen an den üppig verteilten Felsen immer mehr Routen dazu, bis hin zu kleinen Übungsfelsen, die sich für die ersten Kletterversuche eignen. Sehr beeindruckend sind vor allem die Hausener Zinnen, wo sich ein Felsturm an den anderen reiht. Aber auch alle anderen Gebiete lohnen einen Besuch, vorausgesetzt man findet dort seinen gewünschten Schwierigkeitsgrad. Das überwiegend kompakte Kalkgestein bietet viele löchrige Platten, Henkel, Leisten, Risse und Verschneidungen. Die Gegend zählt mittlerweile sicher zu den besten und vielseitigsten Klettergebieten Deutschlands.

Die Kletter-Tradition ist hier, wie auch in anderen Gebieten, allerdings deutlich erkennbar: hier wurde nicht alles wahllos zugebohrt. In den meisten Routen sind nach wie vor Keile und Friends angesagt, Bohrhaken gibt’s lediglich an den exponierten Passagen, um nicht die ganze Wand hinabzufallen. Insofern ist dies tatsächlich ein geeignetes Terrain, um sich auf lange Alpine Routen vorzubereiten. Geschenkt wird hier einem vor allem in den schwereren Routen allerdings nichts: zwischen den Haken ist Klettern angesagt und so ergeben sich immer wieder kleinere oder größere Runouts. Und der erste Haken blinkt manchmal auch ganz weit oben. Der Run auf die vielen schönen Routen, insbesondere die Normalwege, hinterließ im Laufe der Zeit aber auch seine Spuren: Manche Passagen sind mittlerweile glatt wie Kirchenmarmor, ein Wunder dass man hier noch Klettern kann …

Was den Naturschutz betrifft: Die meisten Felsköpfe dürfen wegen schützenswerter Pflanzen nicht betreten werden. Darunter befinden sich perfekt eingerichtete Umlenkungen, die zum Ablassen bzw. Abseilen eingerichtet wurden. Dringend beachtet werden müssen auch die Sperrzeiten bezüglich des Vogelschutzes: die Vögel sind auf die Wände angewiesen, um den Nachwuchs zu sichern. Man darf dies nicht unterschätzen: wir haben es sogar in freigegebenen Routen mehrfach erlebt, wie die Neste in der Nähe der Anstiege angeflogen wurden. Deshalb sind manche Sektoren zeitlich bzw. bis auf Widerruf begrenzt. Genaue Informationen darüber sind im Kletterführer des Panico-Verlages bzw. auf der Homepage der IG-Klettern nachzulesen, siehe ig-klettern-donautal.de

Was die Landschaft betrifft: Wir waren auf Anhieb total begeistert. Die Donau führt hier noch sehr wenig Wasser und schlängelt sich in vielen Kurven sehr langsam fließend durch den engen Taleinschnitt. Auf der Wasserloberfläche wachsen ganze Teppiche von Seerosen oder ähnlicher Botanik. Nicht umsonst wurde die Gegend zum Naturpark ernannt. Manche Felsen tauchen ins Gewässer ein, auf der gegenüberliegenden Uferseite gibt es unberührte Wiesen oder Wälder. Entlang der Donau führt ein schöner Radweg, der sich für aktive Ruhetage anbietet. Bei genügend hohem Wasserstand kann auf der Donau außerdem gepaddelt werden, Boote gibt es vorort zu mieten. Und für die Schlechtwettertage bietet sich der Besuch zahlreicher Burgen und Ruinen an, allen voran das rießige Hohenzollern-Schloss bei Sigmaringen. Freizeitmöglichkeiten für einen längeren Aufenthalt gibt es im Oberen Donautal somit genügend.

Das „Däle“ ist trotz der vielen Kletterer noch weitgehend ursprünglich geblieben. Keine monströsen Neubauten, die Zeit scheint bis auf ein paar Campingplätze vorort stehen geblieben zu sein. Und was uns ganz besonders an den Felsen gefallen hat: Die überwiegend schwäbische Kletterszene ist sehr aufgeschlossen und auskunftsbereit. Keine düsteren Nordwandgesichter aufgesetzt oder vom persönlichen Schwierigkeitsgrad vereinnahmt sind die Kletterer immer für einen „Schwätz“ zu haben …

Schwierigkeit

Es gibt Routen in allen Schwierigkeitsgraden bis hin zum 10. Grad. Kletterer in den mittleren Graden 5 bis 7 kommen hier voll auf ihre Kosten. Die Bewertung ist allerdings vergleichsweise eher streng. An manchen abgespeckten Passagen erhöht sich der Grad mittlweile um einen Grad. Der angegebene Schwierigkeitsgrad muss meist beherrscht werden, zwischen den Haken ist klettern angesagt. Und gelegentlich ergeben sich auch kleinere bzw. größere Runouts.

Absicherung

In den etwas leichteren bis mittelschweren Routen ist die Absicherung meist alpin angehaucht. An den exponierten Passagen stecken Bohrhaken, dazwischen kann meist mit Keilen bzw. Friends dazugesichert werden. Schwerere Routen ab dem 7. Grad sind durchgehend mit Bohrhaken eingerichtet. Hier kann auch oft nichts gelegt werden, d. h. der angegebene Schwierigkeitsgrad muss inclusive Runouts beherrscht werden.

Ausrüstung

70-Meter-Einfachseil, 12 Exen, Keile und Friends, Schlingen, Abseilausrüstung. In den Sektoren mit etwas leichteren Routen ist ein Helm anzuraten, da nicht immer alles fest ist. Für die Mehrseillängen-Routen ist ein Doppelseil empfehlenswert, um schneller wieder an den Wandfuß zu gelangen.

Übersicht der Klettergebiete

www.camping-wagenburg.de

Eine kleine Auswahl der (von uns besuchten) Gebiete:

Stuhlwand

Direkt über Hausen gelegen und wegen der vielen moderaten Schwierigkeiten ein beliebtes Anfängergebiet. Die Wand ist bis zu 100 Meter hoch und bietet Routen mit bis zu 4 Seillängen. Am Gipfel befindet sich ein Kreuz, sodass schon fast alpines Feeling aufkommt. An der Ostwand befinden sich sehr steile Routen, die überwiegend schwerer sind. Vom Gipfel kann über den Normalweg abgestiegen werden. Die Absicherung ist in den meisten Routen verhältnismäßig gut.

Aussichtsfels

Direkt an der Straße gelegen, lauter Verkehrslärm, jedoch sehr schöne Routen mit bis zu zwei Seillängen. Wegen der moderaten Schwierigkeiten und des kurzen Zustiegs sehr beliebt. Die Absicherung ist vor allem in den leichteren Routen überraschend angenehm. Im rechten Wandbereich befindet sich der „Schiefe Riss“ (6) mit etwas alpinem Charakter. Vorsicht: bei unserer Begehung mussten wir durch die Einflugsschneise eines Bienennests klettern. Nichts für sanfte Gemüter …

Dreiecksfels

An der Straße gelegen, kurzer Zustieg und etwas im Wald versteckt. Obwohl es hier einige einfache Routen gibt, hält sich der Andrang in Grenzen. Wir begaben uns in den „Tschako-Trip“: spannende Tour im 6. Grad mit einem Quergang und schönen Pfeiler zum Abschluss. Insgesamt vertretbar abgesichert.

Traumwand

Der Sektor ist sehr schön gelegen und bietet überwiegend Routen ab dem 6. Grad. Die Hakenabstände sind teilweise etwas weiter, somit sind zwingende Kletterpassagen bzw. Runouts angesagt. So ist beispielsweise die Rittlerkante im oberen 6 Grad richtig anspruchsvoll, nicht zuletzt wegen des Specks. Wer’s drauf hat, findet hier jedoch eine Fülle schöner Routen.

Schaufels

Der Schaufels ist mit einer Höhe bis zu 120 Metern eine der mächtigsten Wände im außeralpinen Bereich Deutschlands. Der bekannteste Anstieg ist sicher der „Kaiserweg“ mit 5 Seillängen bis zum 7. Grad. Sehr beliebt und dementsprechend abgespeckt ist der Normalweg im 5. Grad. Wir begaben uns in die 3-Seillängen-Tour „Leere Welt“: sehr schön, aber auch anspruchsvoll mit zwingenden Kletterpassagen. Der 6. Grad hat sich hier aufgrund der Politur tendenziell zur 7 verwandelt.

Blicklesfels

Auf engstem Raum befinden sich hier einige moderate Routen, die beliebt und dementsprechend abgeschmiert sind. Die Absicherung ist vertetbar, es müssen aber auch immer wieder Keile bzw. Friends gelegt werden. Eine Besonderheit ist die „Via Lochus“ bei der durch ein Felsloch geklettert werden muss.

Fischerfels

Hier gibt es einige Routen mit moderaten Schwierigkeiten, die gut abgesichert sind bzw. mobil optimiert werden können. In den schwereren Routen ist mit zwingenden Kletterpassagen zu rechnen. Gelegentlich steckt der erste Haken auch recht weit oben.

Alte Hausener Wand – Westwand

Aufgrund der meist moderaten Schwierigkeiten sehr beliebter Sektor der Hausener Zinnen. Der Fels bietet sehr schöne Lochkletterei mit bis zu 3 Seillängen. Routen wie „Alte Hausener Wand bzw. Schweizer Käs“ sind bereits sehr abgespeckt, aber immer noch gut zu begehen. In diesen Anstiegen steht man auch oft im Stau. Meist brauchbare Absicherung, die mobil ergänzt werden kann. Aufgrund der Routendichte ist die Orientierung teilweise unübersichtlich.

Alte Hausener Wand – Nordwand

Die Wand gleicht einem rießigen Amphitteater. Sie bietet nur wenig leichte Beute, die meisten Routen sind sehr steil bis überhängend und teilweise extrem lang. Vereinzelt gibt es auch ein paar leichtere Anstiege. Aufgrund der schattigen Lage kann hier an heißen Sommertagen geklettert werden. Die Absicherung ist sportkletterähnlich mit zwingenden Passagen.

Zustiege bzw. Orientierung

Die Zustiege zu den einzelnen Sektoren sind meist gut beschildert. Oft sind es nur kleine Wanderungen, um an den jeweiligen Fels zu gelangen. An den Einstiegen befinden sich oft beschriftete Tafeln mit dem Namen des Massivs bzw. der jeweiligen Route.

Sehenswürdigkeiten

Für einen Ruhe- bzw. schlechtwettertag bietet sich das Hohenzollernschloss bei Sigmaringen an. Siehe hohenzollern-schloss.de

Außerdem gibt es zahlreiche weitere Burgen und Ruinen in der Gegend. www.naturpark-obere-donau.de

Paddeln auf der Donau

Da es sich im Oberen Daunautal um ein einzigartiges und ökologisch sehr sensibles Gebiet handelt, müssen ein paar Dinge beachtet werden. Die Anzahl der täglich fahrenden Boote ist begrenzt bzw. muss angemeldet werden. Die Donau darf hier nicht bei einem niedrigem Wasserstand befahren werden. Siehe

www.naturpark-obere-donau.de

www.naturpark-obere-donau.de

Radfahren

www.naturpark-obere-donau.de

www.outdooractive.com

www.komoot.de

Unterkünfte

Der Camping Wagenburg ist ein strategisch günstiger Ausgangspunkt für die Gebiete Stuhlwand und Hausener Zinnen. Die Felsen sind von hier aus zu Fuß erreichbar. www.camping-wagenburg.de

Zeltplatz am Jägerhaus www.jaegerhaus.de

Campingplatz Sigmaringen www.outandback.de

Ebinger Haus, direkt unter dem Stuhlfels gelegen alpenverein-ebingen.de

Gruppenunterkünfte Murmeltier

www.murmeltier.com

www.murmeltier.com

Webinfo

www.klettern.de

www.donautalurlaub.de

www.ig-klettern-donautal.de

Topos

Kletterführer Donautal www.panico.de

Bildgallerie

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6 Gedanken zu „Klettern im Donautal“

  1. Erstmal danke an Pat für den tollen Bericht!!! Er hat uns sehr geholfen, einen Überblick über das obere Donautal zu bekommen. Wir hatten drei richtig schöne Herbstage dort und waren am Stuhlfels und Schreyfels (mit Werner) klettern. Es war erstaunlich wenig los, was wir sehr genossen haben. Die Routen fanden wir für die Schwierigkeitsangaben doch recht schwer 🙂 Super Empfehlung auch mal so als Wochenendtrip!

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