Das Kaiserbach Tal ist sicher der wichtigste Kletter-Hotspot auf der Nordseite des Wilden Kaisers. Am Talende thront das traditionsreiche Stripsenjoch Haus, dem Ausgangspunkt zahlreicher Kletterrouten der Gegend. Bereits vor vielen Jahrzehnten hat sich hier die Kletterszene versammelt und ihre Klettererlebnisse gefeiert. Heutzutage ist die exponierte Hütte am Stripsenjoch mehr touristisch geprägt, dennoch finden auch immer wieder Kurse zur alpinen Ausbildung dort statt. Mittlerweile gibt es auch schon einige Klettersteige unweit der Unterkunft.
Das Angebot an Klettermöglichkeiten ist üppig: Von Uralt-Klassikern mit einer langen Klettergeschichte bis hin zu modernen Bohrhakentouren incl. Klettergärten werden an den Nordabbrüchen des Totenkirchl und Predigtstuhl geboten. „Via Classica, Stripsenzahn, Fiechtl, Nordkante usw. sind klingende Namen, um nur einige davon zu nennen. Die Berggestalten sind steil und werfen ihre Schatten in’s tief eingeschnittene Gebirgstal hinab, insofern ist die Gegend ein geeignetes Terrain für heiße Hochsommertage.
Das Totenkirchl über dem Stripsenjoch Haus ist einer der Klassischen Gipfel im Wilden Kaiser. Seine Wände werden durch zahlreiche mehr oder weniger schweren Kletterrouten durchzogen und sogar der Normalweg ist schon ein „3er“, der Erfahrung bzw. Orientierungsvermögen voraussetzt. An der Ostseite des mächtigen Massivs wurde schon vor Jahren die Wildangerwand mit einigen Mehrseillängen-Baseclimbs eingerichtet. Später kam der „Kirchlexpress“ hinzu, der mittlerweile auch schon zu den Klassikern im Wilden Kaiser zählt. Die Tour durchzieht die Ostwand des Totenkirchls und endet auf einem Absatz unter dem Hauptgipfel.
Der „Kirchlexpress“ lässt sich insgesamt in 3 Etappen einteilen:
Unterer Wandbereich
Die Tour beginnt am äußersten linken Rand der Wildangerwand. Der Routenname ist angeschrieben. Die ersten 7 Seillängen sind hauptsächlich plattiges Gelände, die von wasserzerfressenen Rillen durchzogen sind. Gelegentlich gibt es ein paar steilere Aufschwünge bis zum oberen 5. Grad. Die Plattenflucht verliert sich im schrofigen Gelände, danach führen Pfadspuren ca. 150 Meter nach links in den oberen Wandbereich. Darunter liegt das sogenannte „Schneeloch“, wo sich der Altschnee bis in den Herbst hinein hält. Der Einstieg für den oberen Bereich befindet sich über Geröll ansteigend bei einer kurzen Verschneidung.
Oberer Wandbereich
Man folgt den Haken in wechselnder Richtung rechts- oder linkshaltend. Nach 10 Seillängen mit Verschneidungen, mehr oder weniger steilen Wänden und sogar einem Kamin, alles im 4. bis 6. Grad, gelangt man auf einen Absatz weit unter dem Hauptgipfel. Hier trifft man auf den „Heroldweg“, einer klassischen 4er-Route am Totenkirchl. Der weitere Aufstieg erfolgt über diese Klettertour.
Heroldweg
Vom Absatz geht es eine weitere Seillänge bis zu steilen Wänden geradeaus empor. Danach führt ein langer, exponierter Quergang im 4. Grad rechterhand über eine Verschneidungslinie zu einem weiteren Absatz hinauf. Linkshaltend gelangt man nun über eine kurze Abseilstelle in einen Kessel hinab. Hier in weiteren zwei Seillängen diagonal nach rechts zum Normalweg hinauf. Es besteht die Möglichkeit, anschließend in weiteren 20 Minuten den Gipfel zu besteigen.
Somit ergibt sich zusammen mit dem „Kirchlexpress, Herold- und Normalweg (auch Führerweg genannt)“, eine lange, eindrucksvolle Unternehmung mit vielen schönen und abwechslungsreichen Klettermetern. Besonders interessant ist auch der Heroldweg entlang seiner klassischen Linie, in der man noch auf altes Hakenmaterial trifft. Letztendlich zieht sich der Abstieg dann noch und verlangt Konzentration bei Kletterpassagen im 2. bis 3. Grad. An den steilsten Passagen sind Abseilstellen eingerichtet. Rote Markierungen erleichtern die Orientierung.
Obwohl die Tour nur an wenigen Stellen wirklich schwer ist, verlangt sie eine solide Grundkondition, sichere Wetterverhältnisse und Orientierungsvermögen. Ein potentieller Rückzug ist schwierig bzw. auwändig. Man ist insgesamt sicher 8 bis 10 Stunden inclusive Zu- und Abstieg unterwegs. Für Kletterer mit alpiner Erfahrung ist es aber ein spannendes Abenteuer auf der Nordseite des Wilden Kaisers. Aufgrund der nordseitigen Lage ist dies ein ideales Ziel für heiße Sommertage. Wer auf dem Stripsenjoch Haus übernachtet, kann noch weitere mehr oder weniger lange bzw. lohnende Kletterrouten unternehmen.
Schwierigkeit
Im unteren Teil 3 bis 5, im oberen Teil 5 bis 6, im Heroldweg 3 bis 4. (Insgesamt 6 obligatorisch).
Absicherung
Die Route ist ausreichend bis gut mit Bohrhaken abgesichert. Der Heroldweg ist saniert, dennoch trifft man immer wieder auf alte, geschlagene Normalhaken. Gelegentlich können Friends dazu gelegt werden.
Ausrüstung
50-Meter-Doppelseil, 10 Exen, evtl. eine kleine Auswahl an Friends, Schlingen, Abseilausrüstung
Ausgangspunkt
Grießner Alm im Kaiserbach Tal auf der Nordseite des Wilden Kaisers
Zustieg
Von der Grießner Alm über den Fahr- bzw. Wanderweg Richtung Stripsenjoch Hütte hinauf. Vor der letzten Steilstufe vor der markanten Wildangerwand über den Eggersteig nach links abzweigen und später weglos rechtshaltend zum äußersten linken Wandbereich hinauf. Der Einstieg ist angeschrieben. Von der Grießener Alm 1 bis 1,5 Stunden Aufstiegszeit.
Abstieg
Über den Normalweg, dem sogenannten Führerweg. Schwierigkeitsgrad maximal 2 bis 3 mit gelegentlich kurzen Abseilstellen. Der Abstieg ist an den unübersichtlichen Passagen mit roten Punkten bzw. Pfeilen markiert. Ca. 1,5 bis 2 Stunden.
Topos
Kletterführer Wilder Kaiser www.panico.de
Kletterführer Tirol Plaisir klettern-shop.de
Übernachtung
Grießener Alm www.griesneralm.at
Stripsenjoch Haus www.stripsenjoch.at
Webinfo
www.bergsteigen.com
www.bergheimat.net
www.hikr.org
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