In Seenot gerät man als Kletterer am Wolfgangsee wohl kaum, dafür schon eher in Übernachtungsnot. Im Sommer ist die Gegend von einer unglaublichen Touristenflut übersät und die Campingplätze sind randvoll belegt. Am benachbarten Mondsee, wo sich der Plombergstein mit seinen vielen Kletterrouten befindet, ist die Situation nicht anders. Kein Wunder, die Gegend ist ein richtiges Ferienparadies und bietet Freizeitmöglichkeiten ohne Ende.
Im Uferbereich des Wolfgangsees thront die ca. 100 hohe Falkensteinwand, die im Sommer regelmäßig Kletterer anlockt. Da die Wand großflächig in den See abtaucht, ist hier Abseilen von oben angesagt. Für die Alpen ist dies etwas Besonderes, es gibt nur wenige Klettergebiete direkt über dem Wasser. Der Gardasee und das Val Bodengo bietet solche Möglichkeiten, im Mittelmeerraum sind es u. a. Gaeta oder Sardinien. Es ist schon immer wieder spannend und die Bemühungen groß, damit das Seil beim Abseilen nicht ins Wasser fällt. In der Seenot lässt sich dies jedoch kaum vermeiden. Egal, vielleicht tut es dem Seil auch ganz gut, wiedereinmal gewaschen zu werden …
Die Falkensteinwand ist richtig steil bis überhängend, deshalb sind die meisten Kletterrouten eher anspruchsvoll. In der Seenot wussten sich die Erstbegeher jedoch krass zu helfen: alles was schwerer als 7- ist, entschärften sie kurzerhand mit Hallen-Griffen, um eine möglichst homogene Linie herzubekommen. Damit ernteten sie reichlich Kritik, trotzdem hat die Tour einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt und seit 1994 ist hier bereits das 3. Wandbuch vorhanden. Richtig bekannt wurde die Seenot zuletzt durch das Buch „Moderne Zeiten“ mit den Neo-Klassikern der Alpen.
Kunstgriffe hin oder her, da muss man einfach mal ein Auge zudrücken. So etwas exotisches gibt es selten und die Linie bietet trotzdem immer wieder schöne Freikletterei an löchrigen Wänden mit Quergängen und Verschneidungen, die einen Besuch lohnen. Dazu gehört auch das spektakuläre Ambiente: Klettern über‘m türkisgrünen Wasser, dazu viel Publikum in den herumtreibenden Booten auf dem Wolfgangsee.
Die Erstbegeher der Route kamen tatsächlich in „Seenot“. Bei den Erschließungsarbeiten wurden sie von einem Gewitter überrascht und wurden anschließend von der Wasserwacht wieder gerettet.
Schwierigkeit
Überwiegend 5 bis 6, maximal 7- (6- obligatorisch). Die Passagen mit den Kunstgriffen sind frei kaum zu bewältigen.
Absicherung
Bohrhaken gibt’s mehr als genug. Keile und Friends sind nicht erforderlich.
Ausrüstung
50-Meter-Doppelseil, 14 Exen, Schlingen Abseilausrüstung
Ausgangspunkt
Die kleine Siedlung Fürberg am Wolfgangsee. Am hintersten Badeplatz befindet sich ein gebührenpflichtiger Parkplatz auf einer großen Wiese.
Zustieg
Vom Parkplatz über einen Kreuzweg die Schotterpiste hinauf. Bei der X. Station biegt man rechts ab und folgt dem Wanderweg ca. 300 Meter Richtung Scheffelblick. Bei einer ca. 2 Meter hohen Natursteinwand auf der rechten Seite steigt der Weg kurz an. Danach geht es in eine Senke und man biegt bei einem Steinmann rechts ab. Bei einer schräg abfallenden Wiese geht es über Pfadspuren rechts hinab zur Abseilpiste mit Beschilderung. Ca. 30 Minuten. Man seilt etwas linkshaltend variabel ca. 4 – 5mal zum Beginn der Route ab. Im unteren Bereich sind es Stände mit Bügel. Der Einstieg befindet sich wenige Meter über dem Wasser bei einem Fixseil, das für Bootsankömmlinge gedacht ist.
Abstieg
Vom Ausstieg über Pfadspuren linkshaltend zurück zum Wanderweg bzw. Ausgangspunkt. Ca. 30 Minuten.
Topos
Kletterführer Salzkammergut www.amazon.de
Kletterführer „Moderne Zeiten“ www.panico.de
Webinfo
www.bergsteigen.com
www.geckosport.at
www.bergwelten.com
www.styria-alpin.at
Bildgallerie

Die Campingplätze sind um die Osterzeit bzw. in der Vor- und Zwischensaison weitaus weniger belegt. Es ist ein eindrucksvolles Erlebnis über dem Wasser zu klettern, man muss die Tour gemacht haben. Anmerkung zum Topo: Beim Zustieg zur Abseilpiste von der Wiese in wenigen Minuten rechts hinab. Beim Quergang in der Wand sind es 2 Seillängen. Sonst passt alles. Viel Spaß wünscht Michi …
Am 10.7.2024 geklettert. Trotz des Super-Wetters waren wir anscheinend die einzigen in der Wand. Grandioses Klettererlebnis über dem See. Auch als im wahrsten Sinne alter Alpenkletterer haben mich die Kunstgriffe nicht im geringsten gestört.
Die Tour ist alleine wegen des Ambiente absolut zu empfehlen.