Mit einer Höhe von 2082 m hatte ich die „Ammergauer Hochplatte“ bisher immer nur als unscheinbaren Voralpengipfel wahrgenommen. Lediglich die Kletterrouten am benachbarten Geiselstein und Kenzenkopf bieten im Sommer einen markanten Blick in die schattige Nordwand der Hochplatte. Die relativ geringe Gipfelhöhe wird mit ihrer Abgeschiedenheit allerdings mehr als genug kompensiert. Von Norden über die Kenzenhütte kommend, ist bereits mit einer Distanz von 15 Kilometern zu rechnen.
Ähnlich die übliche Skiroute von Süden: 10 Kilometer einfache Wegstrecke bzw. 1200 Aufstiegsmeter incl. Gegenanstiege. Somit ergibt sich eine für Voralpen-Verhältnisse sehr lange Skitouren-Unternehmung, die eine gute Kondition erfordert. Sie bietet einen abwechslungsreichen Anstieg in wunderbarer Landschaft, der allerdings aufgrund des „Alpinen Anstrichs“ streckenweise nicht unterschätzt werden darf.
Gelegentliche steile und deshalb „störanfällige“ Hänge erfordern eine absolut lawinensichere Schneelage. Ohne bereits vorhandener Aufstiegsspur bzw. schlechter Sicht kann die Orientierung zur Herausforderung werden. Alles sehr unübersichtlich, während des Aufstiegs fragt man sich gelegentlich, wo befindet sich dieser Berg eigentlich? Entlang der gesamten Strecke sind je nach Spuranlage mehr oder weniger lange Gegenanstiege einzuplanen. Bei ungünstigen Verhältnissen kann eine steile Querung im Hasentalgraben bei Vereisung gehtechnisch anspruchsvoll bzw. heikel sein. Der Gipfelaufbau wird schließlich durch einen exponierten und teilweise drahtseilversicherten Grat erreicht, der bei großer Wächtenbildung unüberwindbar erscheint. Der Gipfel der Hochplattte kann nur von versierten Skitourengehern mit Skiern betreten werden, sonst ist das Skidepot ca. 50 m darunter anzuraten. Es bietet sich ein phantastischer Blick hinunter zum bekannten Geiselstein, Kenzenkopf und hinaus ins Alpenvorland zum Forggensee.
Der Parkplatz am Eingang des Sägertals ist an schönen Wochenendtagen oft hoffnungslos überfüllt. Die meisten Tourengeher bevorzugen die etwas kürzere Scheinbergspitze. Es trennt sich scheinbar die Spreu vom Weizen. Bei der Ammergauer Hochplatte handelt es sich um eine ordentlich lange, stellenweise eintönige, dann wieder ziemlich rassige Skitour, die einige Überraschungen bereit hält. Mit langen Abfahrten kann die Tour nicht dienen, nur abschnittsweise erfreuen sehr schöne, kurze Hänge mit Pulverschneegarantie. Dazwischen sind immer wieder Querungen eingestreut und am Ende der lange Talweg, der im Skating-Schritt zurück zum Ausgangspunkt führt. Eine lohnende Skitour, ein Klassiker, der in jedes Tourenbuch gehört …
Talort
Graswang (866 m). Zwischen Oberammergau und Plansee.
Ausgangspunkt
Parkplatz am Beginn des Sägertals (970 m). Wenige Kilometer östlich von Graswang Richtung Plansee.
Orientierung
Vom Parkplatz über den Forstweg ins Sägertal bis zum Talschluss. Vor dem engen Hasentalgraben geht es nach rechts durch den Wald empor. Beim Wegweiser „Lösertal, Hochplatte“ hält man sich links, überquert den Hasentalgraben und gelangt über eine steile flanke durch den Wald (Vorsicht, Abrutschgefahr) horizontal nach links ins Lösertalmösl. Nun durch eine schöne Mulde geradeaus empor zum Lösertaljoch (1682 m). Von hier aus fährt man ca. 50 Hm hinab ins „Beinlandl“ und hält sich möglichst links, um einen Steilhang zu queren. Man erreicht einen Sattel und quert einen weiteren Hang. Nun in Kehren über Kuppen geradeaus empor, später über einen markanten Rücken, der zum exponierten drahtseilversicherten Gipfelkamm leitet (Vosicht Wächtengefahr). Danach gelangt man in eine markante Wanne auf die Nordseite der Hochplatte und gleich darauf über einen steilen Hang zum Gipfel. Bei schwierigen Verhältnissen Skidepot 50 m darunter.
Tourdaten
Einfache Distanz: ca. 9 Km
Höhenmeter: ca. 1200 m (incl. Gegenanstiege)
Ausgangspunkt: 970 m
Gipfelhöhe: 2082 m
Aufstiegszeit: ca. 4 Std.
Abfahrtszeit: ca. 1,5 Std.
Schwierigkeit: 2 (Skitourenskala)
Abfahrt wie Aufstieg
Nur bis Lawinenstufe 2 anzuraten
Übernachtung
Hotel Ammerwald zwischen Oberammergau und Plansee. Weitere Pensionen in Graswang und Oberammergau
Literatur
Skitourenführer „Karwendel, Rofan, Wetterstein incl. Ammergauer Alpen“ www.panico.de
Bayerns Skitourenberge, BLV Buchverlag, München