„Steil, luftig und griffig wie eine Dolomitentour“, so beschreibt der Erstbegeher Hermann Reisach die „Via Anita“ im Kletterführer Allgäu. Recht hat er, und vielleicht ist es die beste Tannheimer 5er-Tour, die sich längst schon zum Klassiker etabliert hat. 1993 schloss Reisach zusammen mit Michael Wildung seinerzeit die Lücke zwischen der Alten Südwand und dem Südpfeiler am Hochwiesler. Freilich ist hier mittlerweile die ein oder andere moderne, viel schwerere Bohrhaken-Linie hinzugekommen.
Den beiden Ostallgäuern gelang es in geschickter Linienführung, die für den Berg typischen, unüberwindbaren gelben Überhänge zu umgehen. Somit gibt es in der Tour immer wieder kurze Quergänge, dazwischen befinden sich aber auch plattige Passagen, kurze Wändchen oder Verschneidungen. Auf den ersten Blick teilweise schwierig anmutend, doch die Kletterei löst sich mit allerlei Henkeln und Löchern immer wieder überraschend gut auf.
Die Schlüsselstelle im oberen 6. Grad befindet sich an einem steilen Wulst, der wegen üppiger Hakendichte auch gut A-Null geklettert werden kann. Die Tour ist generell mit Klebehaken oder Schwerlastankern ordentlich gesichert. Trotz zahlreicher Begehungen hat der Fels bis auf wenige Stellen noch kaum Speck angesetzt. Gelegentlich ist die Orientierung nicht ganz einfach, insofern will das Topo genau gelesen werden.
Bei der „Via Anita“ handelt es sich um eine sehr homogene Genuss-Kletterei in den unteren bis mittleren Schwierigkeitsgraden. Am Ende der Tour gibt es als Zugabe noch eine schwindelerregende 40 Meter frei hängende Abseilfahrt. Wenn die Nordseiten bereits eingeschneit sind, kann hier wegen der südseitigen Lage bis spät in’s Jahr hinein geklettert werden. Die Route erinnert an Anita Fendt-Burkhart, die bei der Erstbegehung mitwirken sollte, davor im Karakorum jedoch von einer Eislawine getroffen wurde.
Schwierigkeit
Überwiegend 4 bis 5, maximal 6+ (5 obligatorisch)
Absicherung
Die Route ist gut mit Bohrhaken gesichert
Ausrüstung
50-Meter-Doppelseil, 10 Exen, Schlingen, Abseilausrüstung
Ausgangspunkt
Nesselwängle im Tannheimer Tal. Der Parkplatz befindet sich am westlichen Ortsrand
Zustieg
Vom Parkplatz entlang der Beschilderung in 1,5 Stunden zum Gimpelhaus. Nach dem Gimpelhaus führt ein Pfad links der Bergwachthütte zum Wandfuß hinauf. Man quert die Wand wenige Minuten nach links bis zu einer markanten Platte. Der Einstieg befindet sich rechts davon auf einem Absatz. Vom Gimpelhaus ca. 30 Minuten.
Abstieg
Vom Ausstieg nach links die steile Wiese hinab. Vorsicht bei Nässe! Von der Scharte ca. 10 Meter weiter zur Abseilpiste. Dann zweimal 45 m abseilen, im oberen Teil freischwebend.
Übernachtung/Einkehr
Gimpelhaus www.gimpelhaus.at
Tannheimer Hütte www.dav-kempten.de
Literatur
Kletterführer Allgäu incl. Tannheimer Tal www.panico.de
Webinfo
alpartig.com
www.topoguide.de
www.styria-alpin.at
www.outdoortrends.de
www.outdooractive.com
festivaltour.de
cruxle.org
Bildgallerie

