Die Bschießer-Kante

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Irgendwie passt hier das Verhältnis von Zustieg und Klettertour nicht so richtig zusammen – immerhin läuft man für eine 150-Meter-Wand 2 bis 3 Stunden bis zum Einstieg hinauf. Doch bereits in der ersten Seillänge ist der schweißtreibende Aufstieg bald vergessen. Steil wie eine Dolomitentour ragt die Bschießer-Kante zum Himmel empor. Und dabei ist der Hauptdolomit im Vergleich zum sonst so brüchigen Allgäu-Fels wunderbar griffig und fest und nach fast hundert Jahren seit der Erstbegehung bis auf wenige Stellen immer noch angenehm rau. Und was auch noch schön ist: man begegnet in der Tour gelegentlich noch dem alten Hakenmaterial, so wie es vor der Bohrhakenzeit gang und gäbe war …

Leider ist das Vergnügen je nach Einhaltung der Stände mit 4 bis 5 Seillängen etwas kurz. Deshalb sollte man sich für die Tour Zeit lassen und jeden Meter genießen. Die Kanten-Aufschwünge werden immer wieder durch Absätze unterbrochen und laden an den Standplätzen zum Verweilen ein. Es handelt sich meist um angenehme, kurzweilige Kletterei an allerlei Rissen, abstehenden Knubbel, Schuppen und Kanten. Lediglich die beiden Schlüsselpassagen sorgen für erhöhte Spannung, indem man an kleinen Griffen in steiler Wand etwas kräftiger zupacken muss. Für 6- gar nicht so einfach, meinte meine Begleiterin …

Gerade im Herbst ist das Ambiente besonders reizvoll, wenn die Sonne langsam an Kraft verliert und für milde Temperaturen sorgt. Nicht wenige Seilschaften steigen aber auch im Frühjahr mit den Tourenskiern durch das noch tief eingeschneite Pontenkar hinauf, um auf der Südseite des Bschießers den ersten warmen Fels zu genießen, und dies bei einer schönsten Allgäuer Klettertouren. Die Bschießerkante ist schon längst ein Klassiker, den man eigentlich jedes Jahr mal machen sollte. Übrigens sieht man hier all die umliegenden Skitourenberge, wie Kühgundkopf, Ponten, Gaishorn usw. mal aus der Sommerpespektive – auch interessant …

Übrigens: Die Allgäuer sagen „Bschießer“, die Tiroler sagen „Bscheißer“. Dies hat ursprünglich jedoch nichts mit „mogeln“ zu tun. Der leicht missverständliche Name leitet sich von dem Wort „beschießen“ ab und rührt von dem Geröll und der Lawinengefahr her, mit der am Berg zu rechnen ist …

Schwierigkeit
Überwiegend 4 bis 5, 2 Passagen 6-, gelegentlich leichter (5 obligatorisch)

Absicherung
Die Tour ist an den schweren Passagen gut mit Bohrhaken gesichert. Im leichteren Gelände (4 bis 5) sind die Hakenabstände etwas weiter. Hin und wieder finden sich auch alte geschlagene Normalhaken. Friends können ab und zu gelegt werden.

Ausrüstung
50-Meter-Einfachseil, 8 Exen, evtl. eine kleine Auswahl an Friends

Ausgangspunkt
Schattwald im Tannheimer Tal. Parkplatz Wannenkopfbahn.

Zustieg
Es empfiehlt sich, das (E)-Bike mitzunehmen. Vom oberen linken Ende des Parkplatzes über die Brücke, gleich darauf rechtshaltend bis zur Fahrstraße hinauf. Hier nach links über die Teerstraße bis zur Stuibensenn Alpe hinauf (Bikedepot). Nun entlang des beschilderten Wanderwegs Richtung Ponten bzw. Bschießer. Man gelangt in die breite Scharte zwischen Ponten und Bschießer. Hier ca. 5 Minuten rechtshaltend, bis ein Wegweiser erreicht wird. Hier steigt man nach links über Schrofen und Geröll bzw. ausgetretene Pfadspuren hinab. Gleich darauf rechtshaltend unter den Felsen entlang bis zu einem Schuttkar. Man steigt über das Kar hinauf und gelangt nach links zum Einstieg an der linken Pfeilerkante. Hier befindet sich ein Ringhaken. Vom Parkplatz ca. 2,5 Stunden.

Abstieg
Über den Normalweg zurück zum Ausgangspunkt.

Topos
Kletterführer Allgäu www.panico.de

Webinfo
festivaltour.de
www.youtube.com
www.hikr.org
www.allgaeu-plaisir.de

Bildgallerie

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2 Gedanken zu „Die Bschießer-Kante“

  1. Hallo Kristian,
    danke für den Kommentar. Das Parken am Zollamt ist ein guter Tipp. Eine Neutour habe ich schon im Blick. Wenn’s bloß nicht so weit da rauf wäre …
    Viele Grüße von Pat

    Antworten
  2. Anmerkungen zur Bschießer Kante:

    Skitour: Am lohendsten ist die Tour an milden Winter und Frühjahrstagen in Verbindung mit einer Skitour. Dann seilt man nach der Tour am besten über die Südwand ab um wieder zum Einstieg zu gelangen.

    Südwand: In Summe anspruchvoller ist die Südwand. Geht man beide Touren, lohnt der Zustieg auch in der schneefreien Zeit. In der
    Südwand wäre noch Platz für eine Begradigung oder weitere Touren, die das Gebiet aufwerten würden. PAt– Du bist gefragt.

    Sanierung der Südkante: Ich war dort vor gut 20 Jahren tätig. Heute würde ich es so einrichten, dass keine Länge über 25 m. ist, damit man mit einem Strang eines 50 m Halbseil (doppelt genommen) klettern kann. Spart Gewicht im Zustieg.
    Zustieg mit E-Bike: Wer den Zustieg mit dem E-Bike abkürzt, kann gratis am ehemaligen deutschen Zollamt parken. Auf einen KM mehr E-radeln kommt es nicht drauf an.

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