Die Arlberger Skiarena zählt zu den Top-Skigebieten weltweit. Bereits in der Schlange beim Besorgen der Liftkarte ist der internationale Flair von „Stanton“, wie es die englischsprachigen Gäste aussprechen, kaum zu überhören. Aus den schmucken Skianzügen ragen gestylte Köpfe, man fragt sich: gehen die jetzt in die Disco oder auf die Piste? Die Rede ist von St. Anton, dem Nobelort am Arlbergpass. Beidseitig des Tals gibt es über 300 Abfahrts-Kilometer, alles schön miteinander vernetzt, versteht sich.
Was den Klettersteig betrifft, wird man in einer knappen Stunde mit drei verschiedenen Liften inclusive Abfahrten von St. Anton in die Riffelscharte auf 2645 Metern Höhe hinaufkatapultiert. Ganz nebenbei bekommt man auf den kilometerlangen Pisten einen Einblick in das rege Treiben der Skitouristen. An der Bergstation der Rendlbahn sollte man sich Zeit nehmen, den Skiakrobaten im aufwändig geformten Snowpark zuzuschauen.
Der Arlberger Klettersteig gilt als einer der schönsten Winterklettersteige in Tirol. Gleich hinter dem Lifthäuschen auf der Riffelscharte geht’s los. Es ist ein landschaftlich eindrucksvolles Erlebnis mit den Skiern am Rücken auf dem ausgesetzten Grat zu balancieren. Da kommt fast schon Westalpen-Feeling auf, wäre da nicht ein durchgehendes Drahtseil im Auf und Ab über die Vordere Rendlspitze bis hinüber zur Mitterkarspitze.
Insofern ist die Unternehmung nicht besonders anspruchsvoll, es kommt halt auf die Verhältnisse an. Große Schneemengen (da können die Drahtseile auch mal eingeschneit sein), Kälte und Wind erschweren eine Begehung. Bei normalen Bedingungen und guter Spuranlage ist es jedoch ein Plaisir-Erlebnis mit tollem Panorama rund um den Arlberg: Hoher Riffler, Kuchenspitze, Pateriol, Rote Wand, Roggspitze und Valluga bis hin zur Wildspitze im Süden, um nur einige namhafte Berge zu nennen. Wir befinden uns übrigens im Verwall, und steigen über kompaktes Urgestein, das besonders rau und und griffig ist.
Doch das Beste kommt zum Schluss: Nach dem Klettersteig erwartet uns eine 12 Kilometer lange Abfahrt durch’s wunderschöne Malfontal. Es zählt zu den längsten und schönsten Gebirgstälern in Tirol. Am Anfang sind es noch reihenweise weite Hänge und überall ziehen die Spuren der Freerider von den steil abfallenden, seitlich begrenzten Couloirs herab. Man fragt sich, wie die da alle hoch kommen. Es ist ein Mekka der Varianten-Fahrer, der Arlberg ist bekannt dafür.
Die traumhafte Abfahrt mündet in einem engen Taleinschnitt und ein nicht enden wollender Ziehweg, der sich mitunter anfühlt wie eine s-förmige Halfpipe, zieht schließlich hinaus nach Pettneu. Mit dem Skibus fahren wir beeindruckt zurück zur Rendlbahn. Fazit: Es ist ein Triathlon aus Piste, Klettersteig und phantastischer Tourenabfahrt. Die gesamte Unternehmung ist so schön, dass ich sie in einer Woche gleich zweimal machte. Doch Vorsicht: die Schneelage muss passen, im Malfontal lauern die Lawinen …
Anspruch
Die Unternehmung hängt ganz von den Verhältnissen ab. Bei geringer Schneemenge ist der Klettersteig einfach, kann aber an manchen Stellen vereist sein. Er ist durchgehend mit einem Drahtseil versehen, das gelegentlich eingeschneit sein kann. Auch bei normalen Bedingungen sind ein paar Passagen am Fels etwas mühsam (Schwierigkeit C/D), dazwischen befinden sich längere einfache bzw. flache Gehstrecken. Das Gepäck ist schwer, die Skier und Stöcke müssen am Rucksack getragen werden. Kälte und Wind können im Winter auf dem ausgesetzten Grat schwer zu schaffen machen. Eine Begehung setzte alpine Erfahrung, Kondition und Schwindelfreiheit voraus. Der Klettersteig kann an keiner Stelle abgebrochen werden, im Notfall hilft nur die Flucht nach vorn oder wieder zurück.
Lawinensicherheit
Die Abfahrt durch’s Malfontal kann bis Lawinenstufe 2 durchgeführt werden. Im Frühjahr ist bei starker Erwärmung mit Grundlawinen beidseitig des Tals zu rechnen.
Ausrüstung
Klettersteigset und Lawinenausrüstung. Hilfreich sind auch gefütterte Gummi-Handschuhe für eine bessere Haftung am Drahtseil. Weniger Geübte sollten für den Notfall Steigeisen mitführen.
Orientierung
Ausgangspunkt
Rendlbahn bei St. Anton (1304 m)
Auffahrt zur Riffelscharte (2645 m)
Man fährt zunächst mit der Rendlbahn bis zur Bergstation hinauf. Hier führt eine blaue Piste zur Riffelbahn 1 hinab. Auffahrt mit dem Sessellift, danach kurze Abfahrt zur Riffelbahn 2. Dieser Sessellift führt zur Riffelscharte hinauf. Vom Tal ca. 1300 Höhenmeter bzw. 45 Minuten mit den Liften.
Arlberger Winterklettersteig
Der Einstieg befindet sich unmittelbar rechts des Lifthäuschens und ist mit einem Schild markiert. Die Orientierung ist selbsterklärend: Man geht entlang des Drahtseils, das sich über den gesamten Kamm zieht. Auf- und Abstiege wechseln sich ab. Ca. 200 Höhenmeter bzw. 850 Meter Wegstrecke. Die Dauer beträgt je nach Verhältnissen und Erfahrung 1,5 bis 2 Stunden.
Abfahrt durch’s Malfontal
Vom Ende des Klettersteigs leicht rechts zur Rossfallscharte hinab. Danach linkshaltend auf der rechten Talseite abfahren bis das Gelände flacher und enger wird. Hier entlang des Ziehwegs nach Pettneu hinab. Vor den ersten Häusern geht es links über über einen Holzzaun und Wiesen bis zur untersten Teerstraße hinab. Man läuft ca. 100 Meter links zur Bushaltestelle vor dem Hallenbad. Abfahrt ca. 1500 Höhenmeter bzw. 12 Kilometer. Die Dauer beträgt incl. Pausen ca. 1,5 Stunden. Alternativ kann am Ende des Klettersteigs von der Rossfallscharte nach rechts zurück in’s Skigebiet abgefahren werden.
Rückweg nach St. Anton
Es fährt viertelstündlich ein Skibus zur Rendelbahn zurück.
Gesamtdauer
Mit Pausen ca. 4 bis 5 Stunden
Beste Zeit
Wenn es nicht zuviel Schnee hat, ist der Klettersteig zu Liftzeiten den ganzen Winter über machbar.
Webinfo
www.stantonamarlberg.com
www.bergsteigen.com
www.alpin.de
www.tourentipp.com
www.bergzeit.de
www.outdooractive.com
klettersteig.de
www.youtube.com
www.youtube.com
www.youtube.com
Bildgallerie
Aktuell reicht der Schnee noch bis in’s Tal hinab. Die kommenden Schneefälle können die Bedingungen am Grat bzw. Lawinensituation im Malfontal wieder verschlechtern.