Skitouren auf der Lindauer Hütte

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Weithin bekannt, ist das Rätikon im Sommer ein begehrtes Gebirge für die Alpinen Kletterer. Südseitig des kilometerlangen Kamms fallen großartige Turmgestalten und hohe Wände aus wunderbar festem Kalkfels in’s schweizerische Prättigau hinab. Die wohl bekannteste Klettertour ist der „Silbergeier“ an der Kirchlispitze im oberen 10. Schwierigkeitsgrad. 1993 von Beat Kammerlander erstbegangen, zählt sie zu den anspruchsvollsten Alpinrouten weltweit. Aber auch alte Klassiker sind hier zu finden, am bekanntesten ist vielleicht der „Schweizerpfeiler“ am Großen Drusenturm.

Auf der Nordseite sind zwischen diesen beeindruckenden Felsgestalten hingegen lange, steile Schuttkare eingelagert, die ihresgleichen suchen. Der Winter füllt diese mit einer wuchtigen Schneemenge aus, oft vom Gipfel bis zu Lindauer Hütte hinab. An manchen Passagen müssen die Skier am Rucksack getragen werden, da sich das Gelände gelegentlich aufsteilt. Aber vielleicht ist gerade dies der Reiz, wenn einem der Berg auf Tour nicht ganz geschenkt wird …

Somit ist dieses herrliche Gebirge ein Terrain mit einigen der schönsten Skitourenberge in den Ostalpen. Sie vereinnahmen schon beim Hüttenzustieg: allen voran die Drusentürme mit ihren markanten Felsabbrüchen. Aus der Ferne betrachtet kaum zu glauben, dass es einen gangbaren Weg zwischen den einzelnen Türmen hindurch gibt. Und gegenüber die Sulzfluh mit dem versteckten Rachen: Dieses steile, schattig entlegene Riesenkar sucht seines gleichen. Aber auch ein paar weitere weniger berühmte Ziele gibt es in der Gegend, die sich für gemäßigte Skitourengeher eignen. Soll heißen: Ein mehrtägiger Aufenthalt auf der Lindauer Hütte zählt zu den Highlights einer Skitourensaison …

Die moderne Alpenvereinshütte liegt in einer geradezu märchenhaften Umgebung. Im Schatten der dunklen Sulzfluh-Abbrüche und ganz im Bann der drei Drusentürme steht sie an der Waldgrenze, am Rand des dichten Porzalengawaldes. Sie hat bereits von Anfang Januar bis Ende März geöffnet, darüberhinaus steht ein gemütlicher Winteraum zur Verfügung. Mit regem Besucherandrang ist zur rechnen, mittlerweile haben auch die Schneeschuh-Geher die Umgebung der Hütte für sich entdeckt. Und die Rodler als Tagesgäste noch dazu …

Lawinensicherheit
Sämtliche Unternehmungen können bis max. Lawinenstufe 2 durchgeführt werden.

Ausrüstung
Bei Vereisung oder Hartschnee sind an den Steilstufen Steigeisen hilfreich.

Beste Zeit
Da der Zustieg zur Hütte schnell ausapert, sind die Monate Januar bis März geeignet.

Die wichtigsten Skitourenziele

Skitour zum Großen Drusenturm (2830 m)
Gute und sichere Verhältnisse vorausgesetzt, ist dies eine der beeindruckensten und elegantesten Skitouren-Unternehmungen der Alpen überhaupt. Man geht von der Lindauer Hütte über den Moränenkamm nach Süden und steigt in steilen Serpentinen die Hänge hinauf. Nach ca. 400 Höhenmetern zweigt der Weg rechtshaltend zu einem Felsriegel ab. An einer Schwachstelle – die Skier müssen meist am Rucksack getragen werden – erreicht man einen flachen Sattel. Nun geht es in langen Kehren durch den Sporertobel hinauf, der sich weiter oben wieder aufsteilt, sodass die Skier wieder ein kurzes Stück getragen werden müssen. Am Gratsattel angekommen, folgt man nun den weiteren Hängen am Mittleren Drusenturm vorbei, der ganz nebenbei bestiegen werden kann. Bei einer Scharte geht es linkshaltend unweit auf den Gipfel des Großen Drusenturms. Ca. 1100 Höhenmeter bzw. 3 bis 4 Stunden. Abfahrt wie Aufstieg. Wesentlich schöner und eindrucksvoller ist es jedoch, vor dem oben erwähnten Aufstiegs-Felsriegel geradeaus weiter durch den kompletten Sporertobel abzufahren. Man erreicht das Sporertal und fährt nach rechts zur Lindauer Hütte hinaus.

Skitour auf die Sulzfluh (2817 m)
Sie zählt zu den rassigsten Skitouren in den Ostalpen. Der Aufstieg verläuft durch den berühmten Rachen, einem eindrucksvollen Mega-Coloir zwischen den Wänden der Kleinen und Großen Sulzfluh. Man fährt von der Hütte ein kurzes Stück über Forstweg ab und hält sich bei einem Schild nach rechts in den Porzalengawald hinein. Weiter abwärts gelangt man in einen großen Kessel und legt die Felle an. Zunächst flach ansteigend geht es bald darauf rechterhand eine steile Latschengasse hinauf. Immer enger werdend tut sich an manchen Stellen leichter, die Skier am Rucksack zu tragen. Weiter oben wird das Skitourengelände wieder ebener. Man erreicht den Rachen, der sich nach oben hin immer mehr aufsteilt. Es wird wieder flacher und die Spur zieht jetzt nach links Richtung Gipfel hinauf. Dort wo die ersten Felsen beginnen werden die Skier stehen gelassen und es ist nicht mehr weit auf die aussichtsreiche Sulzfluh. Ca. 1200 Höhenmeter bzw. 4 bis 5 Stunden Aufstiegszeit. Abfahrt wie Aufstieg. Im Porzalengawald müssen die Felle wieder angelegt werden.

Skitour zum Drusentor (2341 m)
Die Tour endet in einer Scharte zwischen der Sulzfluh und den Drusentürmen. Es ist der Übergang von Österreich hinüber in die Schweiz. Die Unternehmung bietet sich für ein kleines Zeitfenster an. Man geht von der Lindauer Hütte über den markanten Moränenrücken entlang zahlreicher Kehren links der Drusentürme hinauf. Dies ist anfangs auch der Weg zum Großen Drusenturm. Über einer tiefen Senke quert man rechtshaltend den Hang, wo darunter ein altes Zollhaus steht. Am Ende der Querung steilt sich das Gelände auf und die Skier müssen in der Regel stehen gelassen werden. Kurz darauf geht es durch ein felsiges Tor zum Drusentor hinauf. Ca. 600 Höhenmeter bzw. 2 Stunden Aufstiegszeit. Abfahrt wie Aufstieg.

Skitour zur Geißspitze (2334 m)
Der Hüttenberg bietet sich unter anderem für den An- oder Abreisetag an. Vom Gipfel bietet sich ein hervorragender Überblick über das zentrale Rätikon von der Sulzfluh bis zur Drusenfluh. Hier können auch gut der Rachen und der Weg auf den Großen Drusenturm eingesehen werden. Da südseitig, bietet die Tour bei ausreichender Schneemenge im Frühjahr phantastische Firnverhältnisse. Von der Hütte zuerst anfangs kurz nach Osten, dann entlang der Beschilderung durch den Wald und rechtshaltend je nach Schneelage über den breiten Rücken bzw. rechts davon zum Gipfel hinauf. Ca. 600 Höhenmeter bzw. 2 Stunden Aufstiegszeit. Abfahrt wie Aufstieg.

Skitour zum Öfakopf (2374 m)
Wie die Geißspitze eignet sich die Tour für den An- oder Abreisetag. Man geht von der Hütte entlang der Beschilderung Richtung Öfapass. Zu Beginn an ein paar Hütten vorbei, zieht die Spur durch ein langes Tal zum Pass hinauf. Hier rechtshaltend, je nach Verhältnissen mit oder ohne Skier, auf den geräumigen Gipfel hinauf. Ca. 600 Höhenmeter bzw. 2 Stunden Aufstiegszeit. Abfahrt wie Aufstieg.

Ausgangspunkt
Die kleine Ortschaft Latschau im Montafon. Nach dem Feuerwehrhaus befindet sich rechts der Wanderparkplatz Latschau.

Aufstieg zur Lindauer Hütte
Vom Parkplatz durch das beschilderte Gauertal zur Hütte hinauf. Ca. 750 Höhenmeter bzw. 6 Kilometer. Aufstiegszeit ca. 2 Stunden.

Übernachtung
Lindauer Hütte lindauerhuette.com

Literatur
Skitourenführer Vorarlberg tmms-shop.de

Webinfo
touren.montafon.at
www.tourentipp.com
skitourguru.com
mehr-berge.de
www.dav-augsburg.de
dav-ssvulm1846.de

Bildgallerie

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