Es ist wohl der speckigste Einstieg, den das Sarcatal zu bieten hat. Grund dafür sind die beiden Routen „Amazzonia und Orizzonti Dolomitici“, die bereits vor rund 20 Jahren in dieser Ecke des mächtigen Piccolo Dain erstbegangen wurden. Einige Jahre später kam dann noch die „Moon Bears“ hinzu. Der kurze Zustieg von 10 Minuten und ursprünglich unterdurchschnittliche Schwierigkeitsgrad locken Scharen von Seilschaften an und das Ganze wird wegen der Bohrhaken-Absicherung als „Plaisirtouren“ verkauft.
Während der Erschließung der leicht zugänglichen Wand war der Fels sicher noch angenehm rau. Doch nach zahlreichen Begehungen ist der nun teilweise dermaßen abgespeckt, dass man selbst in der unteren 3er-Länge aufpassen muß, nicht abzuschmieren. Aber so ist es dann auch in den 5c-Längen der „Moon Bears“: Wie in manch einem Web-Kommentar, würde ich die locker mit 6a bewerten, da einige der entscheidenden Griffe oder Tritte stark poliert sind. Dazu kommen etwas weitere Bohrhaken-Abstände, sodass der angegebene Schwierigkeitsgrad zwingend zu klettern ist.
Wie dem auch sei, man muß die Routen gemacht haben, um mitreden zu können. Ein souveräner 6a-Vorsteiger tut sich da leichter. Doch nicht alles ist schwer, da gibt es auch einige Längen in der „Moon Bears“ im 4c/5a-Bereich, die ein Durchschnitts-Kletterer locker hochkommt. Und am Ende ist die Seilschaft als Team in dieser durchaus spannenden Tour froh, wieder entspannt oben am Ausstieg zu stehen …
Der Sammel-Einstieg der Routen „Moon Bears, Amazzonia, Orizzonti Dolomitici“ befindet sich direkt bei einem Eisen-Tor mit Gitterstäben kurz vor einer Wehr-Anlage. Ich frage mich, was die ersten Klettermeter noch mit 4a zu tun haben, so wie es im Kletterführer steht. Die Versuchung ist groß bereits in den ersten Haken zu greifen … Gleich darauf geht es zwei Seillängen lang horizontal auf- und absteigend nach links. Nach dem zweiten Stand zweigt die „Moon Bears“ nach rechts ab und peilt eine schwach ausgeprägte Verschneidung mit längeren schweren Passagen an. Die führt nach links in ein weiteres Verschneidungs-System mit einer steilen Wandstufe, später noch eine diagonale Querung, die zum Ausstieg hinaufführt. Auch hier würde ich die 5b/c-Passagen locker mit 6a bewerten. Aber so ist es nun mal rund um Arco: die Bewertung war (zumindest in den Sportkletterrouten) schon immer hart …
Resümee: der Durchschnitts-kletterer schaut sich vielleicht erstmal besser die „Amazzonia oder Orizzonti Dolomitici“ an, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Und wem‘s gefällt kann am nächsten oder gleichen Tag immer noch in die schwerere „Moon Bears“ einsteigen. Es sind ja nur 10 Minuten bis zum Einstieg … Generell eignen sich die Routen zu Beginn oder am Ende eines Arco-Aufenthalts, da sich das Gebiet am oberen Ende des Sarcatals befindet. Außerdem kann an heißen Tagen in der Wand vormittags im Schatten geklettert werden.
Schwierigkeit
Überwiegend 5a bis 5c, gelegenlich leichter (5c, in Wirklichkeit 6a obligatorisch). Wegen der Politur sind die Schwierigkeitsangaben in den Topos um einen halben bis ganzen Grad schwerer einzustufen.
Absicherung
Die Route ist mit etwas weiteren Bohrhaken-Abständen eingerichtet. Keile und Friends sind gelegentlich einsetzbar.
Ausrüstung
50-Meter-Einfach- oder Doppelseil, 10 Exen, evtl. Friends und Schlingen
Ausgangspunkt
Von Sarche Richtung Madonna de Campiglio fahren. Kurz vor der Sarche-Brücke (noch im Ort) nach links zum geräumigen Parkplatz.
Zustieg
Vom Parkplatz über die Haupstraße zurück und auf einem Holzplatz rechts der Sarche horizontal zum Einstieg. Ca. 10 Minuten.
Abstieg
Über einen steilen Pfad geradeaus hinauf bis man auf den vielbegangenen Wanderweg trifft. Hier nach rechts zurück Richtung Sarche. Ca. 45 Minuten.
Topos
Kletterführer „Hohe Wände bei Arco, Band 2 (Nord) tmms-shop.de
Webinfo
www.bergsteigen.com
www.outdooractive.com
www.hikr.org
www.youtube.com
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