Der Januar 2025 bescherte uns nach einer Kälteperiode gute Eisverhältnisse im Tannheimer Tal. Gerade über dem Haldensee waren sämtliche Rinnen, die von der Krinnenspitze herabziehen, üppig mit Eis gefüllt. Die Zeit war reif für die „Stufen in’s Glück“ … Ein paar Tage später dann wieder Wärmeinbruch, mit 20 Grad in den Tannheimer Südwänden. So unterschiedlich können die Verhältnisse sein …
Aus der Ferne betrachtet ist der Eisfall eigentlich kaum auszumachen. Man muss sich schon gut auskennen, um die richtige Rinne zu finden, zumal da links davon noch weiteres „Eiszeugs“ herunterfließt. Eine kurze schöne Wanderung führte uns entlang des Haldensees unter das tief eingeschnittene Bachbett der „Stufen in’s Glück“. Die unteren blanken Eisbäuche wurden sichtbar …
Der Zustieg durch das vereiste Bachbett veranlasste uns, schon bald die Steigeisen anzuziehen. Wenig später standen wir am Einstieg der 1. Stufe – mit WI 3 bewertet ist dies die schwerste Länge in der Tour. Allerdings hatten wir mit einem ganz anderen Problem zu kämpfen: Im oberen Teil des Seracs sprudelte das Wasser ähnlich einer Dusche heraus, und genau hier mussten wir die Wand queren …
Also Augen zu und durch … Ein Wunder wie hier das Eis zusammenhielt. Aber bei diesen Ausmaßen samt tagelanger Kälte schien das kein Problem zu sein. Eher mehr als weniger durchnässt (heute, eine Woche später, klingt meine seit langem übelste Erklältung langsam wieder ab) gelangten wir wieder in flacheres Gelände, das zum nächsten Aufschwung hinaufführte. So ging das nun dahin: mit WI 2 bewertet zwar einfach, aber Stufe um Stufe richtig schöner Eiskletter-Genuss …
Gelegentlich entdeckten wir an den felsigen Begrenzungwänden diverse Bohrhaken mit Karabiner. Anscheinend gibt es hier Seilschaften, die wieder über den Eisfall abseilen – zum Sichern waren die Haken jedenfalls nicht geeignet. Viel schöner und logischer war es, am Beginn der jeweiligen Stufen eine solide Schraube zu setzen. Dazu sind die Standplätze in den meisten Fällen eben und bequem. Wichtig ist nur, dass sich die Stände außerhalb der Schusslinie des Vorsteigers befinden. Trotz aller Vorsicht traf mich ein eisiger Querschläger mit dem Ergebnis einer blutigen Nase …
Und immer wieder das Rauschen des Wassers mehr oder weniger tief unter dem Eis. Das langgezogene Bachbett scheint auch im Winter bei Kälte viel Nässe zu führen. Deshalb ist es wichtig solange zu warten, bis sich eine ordentliche Eismenge gebildet hat. Bei großen Schneemengen kann es außerdem mühsam sein, zwischen den einzelnen Stufen im flacheren Gehgelände zu spuren …
Trotz aller Unwägbarkeiten ist es bei günstigen Verhältnissen ein idealer Eisfall, der auch für Anfänger geeignet ist. Nach jedem Aufschwung folgt eine kürzere Gehstrecke zum Verschnaufen bzw. Neu-Sortieren. Im Notfall kann zwischen jeder Stufe nach rechts zum Abstiegsweg hinausgequert werden. Die Tour wird auch oft von Sologängern gemacht. Die 5. Stufe endet im Wald, wo nach rechts über Lichtungen abgestiegen werden kann. Es empfiehlt sich, die Steigeisen noch dranzulassen, da die ersten Meter sehr steil und exponiert sind …
Schwierigkeit
4 Seillängen WI 2, 1 Seillänge WI 3, dazwischen jeweils kurze Stücke Gehgelände
Anspruch
Idealer Einsteiger-Eisfall mit überwiegend mäßigen Schwierigkeiten. Im Notfall kann nach jeder Stufe rechtshaltend, teilweise mühsam zum Abstiegsweg hinausgequert werden.
Länge
Ca. 250 m Kletterlänge
Standplätze
Am besten setzt man am Beginn der jeweiligen Stufen eine Schraube, da es dort meist flach und bequem zum Stehen ist. An den seitlich begrenzten Felswänden befinden sich teilweise Bohrhakenstände, die für’s Abseilen eingerichtet, aber unbequem zum Sichern sind.
Ausrüstung
50-Meter-Einfachseil, Eisausrüstung mit ca. 8 bis 10 Schrauben …
Ausgangspunkt
Man parkt am Ost-Ufer des Haldensees im Tannheimer Tal.
Zustieg
Vom Parkplatz linkshaltend entlang des Wanderwegs bis zum hinteren See-Ende. Hier scharf nach rechts bis nach ca. 250 m der tief im Wald eingeschnittene Eisfall sichtbar wird. Man verlässt den Wanderweg nach links und geht über Lichtungen wenige Minuten im Bachbett bis zur 1. Stufe hinauf. Vom Parkplatz ca. 30 Minuten.
Abstieg
Von der letzten Stufe geradeaus weiter in den Wald hinein. Hier nach rechts steil und exponiert in eine Rinne hinab. Das Gelände wird nun zunehmend flacher und verliert sich in Lichtungen bis man wieder auf den Wanderweg trifft. Vom Ausstieg ca. 20 Minuten.
Literatur
Eiskletterführer Allgäu www.panico.de
Webinfo
www.geiselstein.com
forum.rocksports.de
Bildgallerie
Das gesamte Eis ist im Tannheimer Tal während meiner Erkältung dahin geschmolzen. Jetzt ist auf unbestimmte Zeit wieder Ebbe ….