Bereits bei der Ankunft auf dem rießigen Parkplatz wird klar: Der Tegelberg ist ein gefragtes Ziel für allerhand Disziplinen des Bergsports. Im Winter sind es die Skitourengeher bzw. Pistenfahrer, im Sommer die Wanderer, Biker oder Gleitschirmflieger. Doch da gibt es auch einige, die es etwas gemütlicher angehen lassen wollen. Mit der Gondel wird man in wenigen Minuten die 800 Höhenemeter bis zur Bergstation des Tegelbergs hinaufkatapultiert.
Der Blick von unten verrät: An der markanten, stattlichen Erhebung gibt es auch einiges an Fels incl. Kletterrouten und Klettersteige. Die Zustiege sind zwar etwas weit, doch sind es insgesamt drei Eisenwege, die sich in verschiedenen Varianten miteinander kombinieren lassen. Der Finger-Klettersteig ist dabei der jüngste, anspruchsvollste und zugleich lohnendste der Trilogie.
Der Klettersteig am fotogenen Felszapfen „Finger“ schlängelt sich über die Nordwand, um auf die Westseite auf den Verbindungsgrat zur Täfelewand zu kommen. Es geht gleich von Anfang an steil zur Sache. Die Routenführung durch den Finger wurde mit Rücksicht auf bestehende alte Kletterführen aus den 1930er und 40er Jahren so gelegt, dass diese nur einmal gekreuzt werden, und ansonsten in ihrer ursprünglichen Form erhalten blieben. Wer aufmerksam ist, wird einige alte Haken der Erstbegeher entdecken.
Nach der Durchsteigung des Fingers gelangt man in einfaches Gehgelände, wo sich ein Notausstieg befindet. Die darüberliegende Täfelewand erfordert zu Beginn etwas Technik und Kraft, um ohne Eisentritte in die senkrechte Wand zu gelangen. Weiter oben gibt es nochmal einen Notausstieg, obwohl der Klettersteig fortan nicht mehr so exponiert und schwer ist. Hier ist es auch nicht mehr weit bis zum Ausstieg.
Nach wenigen Metern bergab gelangt man auf den Wanderweg, der zum Tegelberg hinaufführt. In einer guten halben Stunde ist das Tegelberghaus erreicht, das sich zur Einkehr anbietet. Ambitionierte Bergsteiger werden es sich nicht nehmen lassen, jetzt noch den Branderschrofen in einer weiteren halben Stunde zu besteigen. Der aussichtsreiche Gipfel verschafft beeindruckende Tiefblicke in die Ammergauer Berge und auf die Ostallgäuer Seenplatte hinab. Und nicht zu vergessen die Königsschlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau, die wir allerdings erst beim Abstieg Richtung Tal zu sehen bekommen.
Wir waren bei zweifelhaftem Wetter unterwegs, bei Sonnenschein ist es um so besser. Zum Branderschrofen sind es fast 1200 Höhenmeter hinauf. Insgesamt eine tolle Kombination von Klettersteig und Wandern. Sehenswert sind auch die Gleitschirmflieger, die in regelmäßigen Abständen vom Tegelberg gewagt ins Tal hinabfliegen. Und dann gibt es da noch das Tegelberghaus, ein geschichtsträchtiges Gebäude mit königlichen Wurzeln. Bereits der legendäre Ludwig II hat hier seine Ruhe gesucht. Heutzutage ist es eine rustikale, gemütliche Berghütte mit Speisen und Getränken.
Steckbrief
Schwierigkeitsgrad: D
Wandhöhe: 250 m
Klettersteiglänge: 400 m
Exposition: Nord und West
Zeit für den Durchstieg: 1,5 Stunden
Besonderheiten: Einbahnverkehr und Seilbrücke
Ausrüstung
Klettersteigset, Helm, Schlinge und Schraubkarabiner für die Ruhepositionen
Absicherung
Der Klettersteig ist bis auf den Mittelteil zwischen Finger und Täfelewand durchgehend mit einem Stahlseil versehen. An den schwierigen Passagen befinden sich allerhand Eisentritte.
Ausgangspunkt
Talstation der Tegelbergbahn im Ostallgäu
Zustieg
Man geht vom Parkplatz über den Wanderweg zur Rohrkopfhütte hinauf. Der Weg führt weiter Richtung Tegelberg. Nach einer guten halben Stunde trifft man auf einen Wegweiser, der nach rechts zum Finger-Klettersteig hinüber zeigt. Etwas absteigend wird der Einstieg des Klettersteigs erreicht. Vom Parkplatz ca. 1,5 bis 2 Stunden Aufstiegszeit. Alternativ kann auch mit der Bahn hinaufgefahren und in einer halben Stunde zum Einstieg abgestiegen werden.
Weiterweg auf den Tegelberg
Vom Ausstieg des Klettersteigs wenige Meter hinab und über den Wanderweg zum Tegelberghaus hinauf. Ca. 30 Minuten.
Weiterweg auf den Branderschrofen
Vom Tegelberghaus entlang des Wanderwegs, am Ende drahtseilversichert auf den Gipfel. Ca. 30 Minuten.
Webinfo
www.bergsteigen.com
www.via-ferrata.de
www.outdooractive.com
Bildgallerie