Ganz im Südwesten befindet sich eine der bizarrsten und eigentümlichsten Felslandschaften Deutschlands – der Battert. Seine Felstürme und Massive erstrecken sich gut einen Kilometer entlang des Höhenzugs über dem mondänen Kurort Baden-Baden. Der Schwarzwald gibt sich alle Ehre: umgeben von Bäume ragen die schmalen Granit-Gipfel heraus und der Blick wird frei auf eine sagenhaft schöne Landschaft bis zum Horizont.
Wer seine Keile und Friends endlich wieder mal zum Einsatz bringen will, ist am Battert genau richtig. Bohrhaken sind dünn gesät, die gibt’s lediglich an den exponierten Stellen, wo sonst nichts mehr geht. Dafür sind die Wände mit allerlei Rissen und Verschneidungen versehen, die bereitwillig mobile Sicherungsgeräte aufnehmen. Der ursprünglich alpine Flair ist hier allgegenwärtig und man fühlt sich fast schon wie im Gebirge. So ist es auch zu erklären, dass einige Türme nach berühmten Dolomiten-Gipfeln wie „Fermada, Disgrazia oder Guglia“ benannt wurden.
Das Gestein am Battert, ein verkieselter brauner Quarzporphyr, ist bombenfest und lässt sich fantastisch klettern. Oft sind es tiefe Schlitze oder horizontale Bändchen woran man sich festhält. An den kleineren Kanten sind eine gute Stehtechnik und Fingerkraft vorteilhaft, wobei die Reibung an der porösen Wand genial ist. Trotz zahlreicher Begehungen hat man selten das Gefühl, dass der Fels speckig ist. Die granitähnliche Textur scheint dies nicht zuzulassen.
Die meisten Routen besitzen klassischen Charakter. Die offensichtlichen Riss-Linien und Verschneidungen wurden bereits Anfang des 19. Jahrhunderts durchstiegen. Viele davon im Alleingang, u. a. von Ludwig Hall, der einige Erstbehungen am Battert und darüber hinaus absolvierte. Erst viel später kamen schwerere Routen mit Sportklettercharakter dazu, die durchgehend mit Bühlerhaken abgesichert wurden.
Es ist sicher gewöhnungsbedürftig am Battert zu klettern. Während in anderen Gebieten regelmäßig Bohrhaken blinken, muss hier für die Absicherung meist selbst gesorgt werden. Für den Neuling anfangs sehr speziell, stellt sich jedoch schon bald ein Gefühl der Sicherheit ein. Man bekommt zunehmend einen Blick für kletterbare Linien und ein Gespür für den zumutbaren Schwierigkeitsgrad. Und wer einmal Gefallen daran gefunden hat Keile und Friends zu legen, kommt sicher wieder in dieses landschaftlich und felstechnisch einmalige Gebiet zurück. Es gibt viel zu entdecken …
Da es sich um eine der sonnenreichsten und wärmsten Gegenden Deutschlands handelt, kann hier fast das ganze Jahr über geklettert werden. Im Sommer ist es südseitig jedoch oft zu heiß. Doch dafür gibt es zahlreiche Canyons wo wahlweise im Schatten oder auch nordseitig der vielen Türme geklettert werden kann. Und die Zustiege sind kurz: bereits nach 15 Minuten steht man an den ersten Einstiegen.
Routenangebot
In 28 Sektoren gibt es ca. 400 Kletterrouten und nur ein Fünftel davon überschreitet den 6. Grad. Darunter liegend sind es sehr viele mittelschwere Routen. Das Angebot reicht von kurzen Baseclimbs bis hin zu 4-Seillängen-Touren.
Übersicht
Siehe battert.info
Schwierigkeitsgrade
Die Schwierigkeitsangaben in den Kletterführern sind eher traditionell und mit der ursprünglich alpinen Bewertung, wie z. B. in den Dolomiten vergleichbar. Soll heißen: die Routen sind oft streng bewertet und es kann an manchen Passagen ein halber bis ganzer Grad dazu gerechnet werden.
Ausrüstung
70-Meter-Einfachseil, 10 Exen, Schlingen, Keile und Friends in allen Größen, Abseilausrüstung
Absicherung
Die meisten Routen müssen mit Keilen, Friends, Sanduhr- oder Baumschlingen abgesichert werden. Bühlerhaken gibt es nur an den exponierten Stellen, wo nichts gelegt werden kann. Gelegentlich ist mit Runouts zu rechnen. Die Stände sind zum Ablassen oder Abseilen mit Ringen eingerichtet.
Die Falkenwand
Unter den vielen Wänden und Türmen ist die Falkenwand mit 60 Metern die höchste Erhebung und zugleich das Prunkstück am Battert. Hier ist unter den moderaten Routen vor allem der „Hallweg“ zur empfehlen. Die Linie wurde bereits 1926 von Ludwig Hall im Alleingang erstbegangen. Heutzutage ist dies eine der beliebtesten Vierer-Touren am Battert. Wenn man alle Stände einhält, kommt man immerhin auf 4 schöne und abwechslungsreiche Seillängen. Neben den üblichen Rissen und Verschneidungen bleibt besonders ein exponierter Quergang in Erinnerung. Viel Luft unter den Sohlen incl. notdürftiger Absicherung sind Programm. Hier ist ein nervenstarker Vorsteiger gefragt …
Ausgangspunkt
Einer der Parkplätze befindet sich am Ende der Sackstraße oberhalb von Ebersteinburg, einem Stadtteil von Baden-Baden.
Zustieg zu Falkenwand
Man folgt dem Schotterweg bis zu einer Abzweigung hinauf. Hier geht es entlang des „Unteren Felsenwegs“ horizontal nach links zu den ersten Felsen. Ein Stück weiter erscheint der angeschriebene „Einsiedlerweg“, der über Steintreppen zum Wandfuß hinaufführt. Linkshaltend trifft man auf eine markante Verschneidung in einer Nische, dem Einstieg des „Hallwegs“ am rechten Rand der Falkenwand. Vom Parkplatz ca. 20 Minuten.
Abstieg von der Falkenwand
Abseilen über die Wand oder zu Fuß zur Bergwachthütte weiter. Gleich danach führt die „Grüne Rinne“ nach rechts über einen Canyon zum Ausgangspunkt zurück. Ca. 15 Minuten.
Kletterregeln
Siehe battert.info
Literatur
Kletterführer Schwarzwald www.panico.de
Webinfo
battert.info
www.outdoor-magazin.com
www.alpenverein.de
www.thecrag.com
www.allgaeu-plaisir.de
www.dav-ettlingen.de
www.antiserum.eu
Bildgallerie
Matters, da muß ich dir recht geben. Könnt‘ schon fast süchtig machen 🙂
Der Battert ist einmalig !