St. Anton am Arlberg gilt als die Wiege des alpinen Skisports und schreibt bis heute Wintersportgeschichte. Bereits vor über 100 Jahren zogen hier die ersten Touristen ihre Schwünge durch den Schnee – mittlerweile hat sich die Region zu einem der beliebtesten Skigebieten Mitteleuropas entwickelt. Die Gegend liegt im Staubereich der Ostalpen, früher fielen hier über den Winter an die 10 Meter Schnee. Zu Zeiten der Klimerwärmung sind wir heutzutage jedoch weit davon entfernt …
Es sind nicht nur Pisten- und Variantenfahrer, welche die zahllosen Möglichkeiten schätzen – der Arlberg ist auch ein Paradies für Tourengeher. Darunter ist der Kaltenberg der meistgerühmte Skitourenberg in der westlichen Verwallgruppe. Ein Hauptargument für die hier beschriebene Tour besteht darin, dass man doppelt soviele Höhenmeter abfährt, als man aus eigener Kraft aufsteigt. Die Abfahrt vom Kaltenberg inclusive Krachelspitze hinab nach Langen gilt als eine der längsten am Arlberg.
Es ist auch der formschöne imposante Nordhang des Kaltenbergs, was die Tourengeher magisch anzieht. Früher gab es hier noch einen ausgedehnten Gletscher – heutzutage sind es nur noch Reste im Gipfelbereich. Ein gutes Stück darunter liegen die beiden Kaltenbergseen, im Winter tief eingeschneit. Alles weit vom Tal entlegen, dennoch ist man hier selbst unter der Woche in großer Gesellschaft unterwegs. Die Beliebtheit des 2895 Meter hohen Bergs ist seit langem ungebremst …
Es gibt mehrere Möglichkeiten den Kaltenberg zu besteigen – das lange Bettlerkar oder der steile Aufstieg über’s Krachel, und wie sie alle heißen. Die vielleicht schönste Variante führt jedoch über den Maroikopf unweit der Albonabahn, die den Aufstieg um zwei Stunden verkürzt. Liftunterstützung hin oder her, es bleiben noch genügend Höhenmeter und Wegstrecke übrig, deshalb sollte man früh dran sein.
Von der Bergstation des Albonagrats gelangt man schnell in’s Tourengelände und einen Katzensprung weiter auf den nahegelegenen Maroikopf. Der erste aussichtsreiche Gipfel ist erreicht. Hier wird man sicher nicht alleine unterwegs sein – die breite Kuppe lockt die Arlberger Skiguides mit ihren Gästen. Es bietet sich an, der Aufstieg ist nicht schwierig …
Die anschließende Abfahrt hinab in’s Maroital ist eines der Highlights dieser großartigen Runde auf den Kaltenberg. Gerade im Frühjahr herrschen an den südseitigen Hängen des Maroikopfs geniale Firnverhältnisse. Vom Talboden geht es in fast schon gemütlich und landschaftlich besonders reizvoll zu den eingeschneiten Kaltenbergseen hinauf. Frühestens jetzt wird die eindrucksvoll rasante Nordflanke des Bergs sichtbar. Zunächst leicht ansteigend, später immer steiler werdend, gelangt man unter den Gipfelaufbau und lässt die Skier stehen.
Der erste Blick ist beeindruckend – ganz schön felsig und steil, um die letzten Meter auf den höchsten Punkt zu kommen. Eisenstufen und Fixseile unterschiedlicher Qualität erleichtern jedoch den Aufstieg für diese exponierte Direttissima. Bei Vereisung kann der Gipfelaufstieg sehr heikel sein – mit Steigeisen geht es sicher einfacher. Zudem ist man nach mehreren Stunden Aufstiegszeit schon ziemlich ausgepumpt oder spürt die dünnere Luft auf fast 2900 Metern Höhe. Dies ist die erste Schlüsselstelle der sonst überwiegend einfachen Tour.
Auf der gegenüberliegenden Talseite im Norden hat man bereits das nächste Ziel vor Augen, die Krachelspitze. Die Abfahrt über den verschneiten Kaltenbergferner – oder was davon übrig geblieben ist – sucht seinesgleichen. Wegen der nordseitigen Lage hält sich hier der Pulverschnee besonders lange. Von den tief liegenden Kaltenbergseen ist es dann nicht mehr weit zur Krachelspitze hinauf, dem dritten Gipfel dieser ausgedehnten Rundtour. Der Blick zurück zum Kaltenberg ist eine Schau …
Nach der letzten Rast geht es schließlich die steilen Hänge Richtung Bludenzer Alpe hinab. Und das will kein Ende nehmen – ein Traum, wenn es die Tage davor frisch geschneit hat und noch nicht alles verspurt ist. Weit unten gelangt man in eine immer enger werdende Schlucht und quert den exponierten Oberlauf eines Wasserfalls, der bei Vereisung ziemlich heikel sein kann. Im Zweifelsfalle müssen hier die Skier getragen werden, mit Steigeisen geht der Abstieg dann leichter. Bei normalen Verhältnissen rutscht man jedoch vorsichtig seitlich über eine schräge Rampe ab. Dies ist die zweite Problemstelle der gesamten Tour.
Danach geht es einfach weiter – jedoch lauern gerade im Frühjahr die Grundlawinen auf der linken Talseite. Bei zunehmender Erwärmung ist es wichtig schnell unterwegs zu sein, deshalb die Unterstützung mit der Albonabahn. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreicht man den endlosen Ziehweg, der nach Langen am Arlberg hinausführt. Ab April müssen hier die Skier schweißtreibend getragen werden …
Anspruch
Weite Strecken des gesamten Aufstiegs sind relativ einfach. Allerdings ist der Gipfelanstieg steil und bei Vereisung heikel. Teils marode Fixseile und Eisentritte erleichtern den Aufstieg. Bei der Abfahrt zur Bludenzer Alpe muss der Oberlauf eines Wasserfalls gequert werden. Die Passage ist steil und bei Vereisung heikel. Je nach Verhältnissen müssen die Skier getragen werden. Steigeisen sind dabei hilfreich. Man ist insgesamt ca. 7 Stunden unterwegs, somit ist eine solide Grundkondition vorteilhaft. Zudem sollten das Wetter stabil und die Sichtverhältnisse gut sein. Wer sich hier verirrt, landet im Nirvana …
Lawinensicherheit
Die Skitour kann nur bei sicheren Verhältnissen bis Lawinenstufe 2 durchgeführt werden. Da die Abfahrt von der Krachelspitze nach Langen erst ab dem spätem Mittag erfolgt, ist im unteren Teil der linken Talseite besonders im Frühjahr mit Grundlawinen zu rechnen.
Details
Auffahrt mit der Albonabahn: ca. 700 Hm
Aufstiege insgesamt ca. 1200 Hm
Abfahrten insgesamt ca. 2400 Hm
Strecke: ca: 14 Km
Zeitbedarf: ca. 7 Stunden
Ausrüstung
Für den Gipfelaufstieg und bei der Abfahrt zur Bludenzer Alp sind bei Vereisung Steigeisen vorteilhaft. An den steilen Fixseilen unter dem Gipfel sind für schwache Nerven sogar ein Klettergurt mit einer Sicherungsschlinge plus Karabiner angemessen.
Beste Zeit
Januar bis März. Ab April ist mit Grundlawinen zu rechnen und der Ziehweg nach Langen hinab apert zunehmend aus.
Logistik
Um die Rundtour zu starten, parkt man bei der Alpe Rauz bzw. Albonabahn II. Es ist sinnvoll eine Tourenkarte für die benötigten Lifte zu kaufen. Es ist auch ratsam, die erste Auffahrt um 08:30 Uhr zu nehmen. Die Wegstrecke ist lang und im Frühjahr bei zunehmender Erwärmung die Abfahrt von der Krachelspitze lawinengefährdet. Hier erreicht man die Ortschaft Langen am Arlbergpass. Es fährt regelmäßig ein Linienbus 4 Km rechtshaltend nach Stuben hinauf. Mit der Albonabahn I gelangt man zurück in’s Albona-Skigebiet bzw. zum Ausgangspunkt. Von Stuben fährt kein Bus zum Parkplatz Albonabahn II bzw. zur Alpe Rauz hinauf. Ein weiterer Grund, um schnell unterwegs zu sein und den letzten Lift der Albonabahn I zu erreichen. Alternativ kann anfangs auch in Stuben geparkt und mit der Albonabahn I + II Richtung Moraiakopf hinaufgefahren werden.
Ausgangspunkt
Alpe Rauz am Arlbergpass. Der Parkplatz befindet sich bei der Albonabahn II.
Orientierung
1. Etappe
Auffahrt mit der Albonabahn II (ca. 700 Hm). Ca. 15 Minuten.
2. Etappe
Aufstieg zum Maroikopf (ca. 200 Hm). Von der Bergstation Albonabahn II geht man rechtshaltend den Ziehweg entlang der Piste zur Bergstation des Albonagrats weiter hinauf. Hier diagonal nach links zu den Nordhängen des bereits sichtbaren Maroikopfs. Man quert diesen linkshaltend, später geht es über eine Kuppe nach rechts zum Gipfel hinauf. Von der Albonabahn II ca. 1 Stunde.
3. Etappe
Abfahrt in’s Maroital (ca. 500 Hm). Vom Maroikopf westlich in eine langgezogene Scharte hinab. Nun nach links über die weiten Hänge Richtung Maroital hinab. Im unteren Teil hält man sich rechts, um in den Talgrund zu gelangen. Vom Maroikopf ca. 30 Minuten.
4. Etappe
Aufstieg zum Kaltenberg (ca. 900 Hm). Im Maroital werden die Felle angelegt. Hier nach rechts über kuppiertes Gelände weit talaufwärts. Sobald man sich der Ostflanke des Kaltenbergs nähert, geht es rechtshaltend zu den eingeschneiten Kaltenbergseen hinauf. Noch vor der Senke nach links den weiten Hang des bereits sichtbaren Kaltenbergs empor. Unter dem Gipfelaufbau quert man weit nach rechts um Höhe zu gewinnen. Man erreicht eine kleine Scharte und geht hier horizontal linkshaltend zum ersten Fixseil bzw. Skidepot. Eine Reihe teils maroder Seile und Eisenstufen führen steil zum Gipfel hinauf. Bei Vereisung sind Steigeisen vorteilhaft. Vom Anfellplatz ca. 3 Stunden.
5. Etappe
Abfahrt zum Kaltenbergsee (ca. 400 Hm). Entlang der Aufstiegsspur hinab zu den Kaltenbergseen. Vom Gipfel ca. 45 Minuten.
6. Etappe
Aufstieg zur Krachelspitze (ca. 100 Hm). Von den Kaltenbergseen geht man gegenüber des Kaltenbergs mäßig steil zur Krachelscharte hinauf. Hier nach rechts in wenigen Minuten zur Krachelspitze empor. Von den Kaltenbergseen ca. 45 Minuten.
7. Etappe
Abfahrt nach Langen (ca. 1400 Hm). Von der Krachelspitze zurück in die Krachelscharte, dann nach rechts die steilen Hänge Richtung Bludenzer Alpe hinab. Auf der linken Talseite erreicht man den Oberlauf eines Wasserfalls. Über steiles, exponiertes Gelände rutscht man über den Bachlauf. Bei Vereisung ist es sinnvoll, die Skier zu tragen und Steigeisen anzulegen. Danach hält man sich stets links talauswärts, bis ein Ziehweg erreicht wird. Hier nach rechts hinab nach Langen. Von der Krachelspitze ca. 1,5 Stunden.
8. Etappe
Von Langen mit dem Linienbus nach Stuben und mit der Albonabahn I zurück ins’s Skigebiet bzw. zum Ausgangspunkt Alpe Rauz. Je nach Wartezeit von Langen ca. 1,5 Stunden
Literatur
Skitourenführer Arlberg www.freytagberndt.com
Webinfo
www.bergwelten.com
www.dav-reutlingen.de
www.alpenverein.at
www.hikr.org
www.alpintouren.com
Bildgallerie
Letzte Gelegenheit an diesem Wochenende. danach schließen die Lifte. Wunderbare Tour, allerdings ist die Abfahrt von der Krachelspitze aktuell total verharscht bzw. sulzig. Ab Mittag weicht der Schnee total auf. Nach einem Skiunfall mussten wir den Heli rufen. Auf dem Ziehweg nach Langen hinaus müssen die Skier mittlerweile getragen werden. Gefühlt eine halbe Weltreise. Den letzten Lift der Albonabahn I hätten wir nie gekriegt. Glücklicherweise haben wir ein zweites Auto in Langen geparkt und waren somit schnell zurück bei der Alpe Rauz.