Es kommt ja oft vor, dass sich das schlechte Wetter am Alpenhauptkamm hartnäckig festbeisst. Da bleibt einem nur noch der äußerste Westen oder Osten übrig, um bei einem längeren Zeitfenster in sonnigere Gefilde zu entfliehen. Nein, nicht schon wieder Arco oder Briancon … Wir entschieden uns diesesmal für die Wiener Gegend, verbunden mit einem Besuch und einer ausgiebigen Stadtbesichtigung der 2-Millionen-Metropole. Sehr empfehlenswert, vor allem wenn man etwas für Museen, Geschichte, Kultur usw. übrig hat. Für Adrenalin-Junkies dürften die zahllosen Fahrgeschäfte beim Prater interessant sein: Free-Fall-Tower, Loopings, Achterbahnen, Irrgärten, Geisterbahnen usw. sorgen hier für den nötigen Kick. Wir hingegen begnügten uns mit den 350 Stufen auf die Peterskirche mit einem eindrucksvollen Rundblick auf die rießige Großstadt.
Jetzt aber zum Wesentlichen: Im weitläufigen Wienerwald, der sich von der Stadtgrenze im Westen bis nach Sankt Pölten zieht, verbergen sich etliche größere und kleinere Kalkmassive. „Peilstein, Thalhofergrat, Hohe Wand, Adlitzgräben, Höllenthal“ und wie sie alle heißen. Bei der Durchreise verschlug es uns zum „Hausstein“, einem ca. 150 Meter hohen Felsklotz bei Muggendorf in der Nähe von Pernitz. Das richtige Ziel für den Herbst, ein kurzer Zustieg und eine südseitige Ausrichtung, die viel Sonne verspricht. Die Gegend ist sehr ländlich und bietet ein malerisches Ambiente, das viele Wiener Ausflügler anlockt. So können hier auch die „Myrafälle“ mit ihren vielen Cascaden besichtigt werden.
Dank bergsteigen.com verfügten wir über die wichigsten Kletterinfos am Hausstein. Neben einigen Baseclimbs gibt es da auch einige Mehrseillängen-Routen, die auf den aussichtsreichen Gipfel hinaufführen. Der meistbegangene Weg ist hier der „Karnergeist“, eine empfehlenswerten Plaisirtour mit moderaten Schwierigkeiten. Wir entschieden uns für die benachbarte „Happy Haki Tour“, um die relativ geringe Wandhöhe mit einem „Plus hinter der Sechs“ auszugleichen. Wie sich dann allerdings herausstellte, sind die 6+ Passagen sehr anhaltend und eher hart berwertet:
1. Seillänge
Steile Wandkletterei mit seichten Piaz-Rissen. (6+)
2. Seillänge
Plattige Querung nach links. Eine gute Fußtechnik ist vorteilhaft. (6+)
3. Seillänge
Kurze Gehpassage nach links.
4. Seillänge
Perfekte Riss- und Verschneidungskletterei (6+). Ende der Hautschwierigkeiten. Hier trifft die Route auf den „Karnergeist“.
5. Seillänge
Kurze Steilstufe, danach schöne Wasserrillen. (6-)
6. Seillänge
Flacheres Gelände mit karstigen Platten. (4+)
7. Seillänge
Nach Überwindung eines Felsspalts führt ein athletischer Überhang hinauf zum nahegelegenen Gipfel. (6-)
Fazit
Zusammen mit dem “Karnergeist” ist dies eine sehr empfehlenswerte Routenkombination an der Hausstein-Südwand. Der Fels ist sehr kompakt und schön zu klettern. Der kurze Abstieg erlaubt bei Bedarf noch weitere Routen anzugehen.
Schwierigkeit
Überwiegend 6- bis 6+, einmal kurz leichter (6+ obligatorisch)
Absicherung
Die Route ist durchgehend mit Bohrhaken abgesichert. In den Rissen können zusätzlich Friends gelegt werden.
Ausrüstung
50-Meter-Einfachseil, 10 Exen, Bandschlinge, evtl. ein paar mittelgroße Friends
Ausgangspunkt
Man fährt von Pernitz nach Muggendorf und weiter Richtung Unterberg. Der Parkplatz befindet sich beim Karnerwirt bei einem kleinen Stausee.
Zustieg
Vom Parkplatz über eine Brücke und entlang der Beschilderung Richtung Hausstein. Bei einer großen Wiese hält man sich links. Sobald die Wände erreicht werden, führt ein Pfad rechts hinab zu den Einstiegen. Die „Happy Haki Tour“ und der „Kaunergeist“ befinden sich etwas rechts des tiefsten Punktes. Die Einstiege sind angeschrieben. Ca. 20 Minuten.
Abstieg
Über den Normalweg zurück zum Ausgangspunkt. Ca. 15 Minuten.
Topos
Kletterführer Keltenkalk IV tmms-shop.de
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