Eine Allgäuer Bergsteiger-Legende erzählt aus ihrem Leben …
Hermann, es freut mich sehr, mit dir heute reden zu dürfen …
Pat, schön, dass du an mich denkst für dein neues Projekt „The hall of fames“!
Du bist ja schon mit 4 Jahren auf den Skiern gestanden, was für die 1950er-Jahre sicher nicht üblich war. Wo ist man denn damals hingegangen? Ich meine die Großzahl der Lifte gab es ja erst viel später …
Hinter unserem Haus gab es einen Abhang, eine Viehweide, im Winter ist das ein steiler Skihang. Ich hab ihn einmal gemessen: 22 Höhenmeter sind dabei herausgekommen. Im Alter von vier Jahren habe ich hier das Skifahren gelernt. Im Winter kam die halbe Stadt zum Ski- und Schlittenfahren hierher, das war in den 50er Jahren.
Mein Vater hat mein Skifahren anfangs sehr gefördert. Er war selbst mal in der Bayernliga. Ich habe die Sportbegeisterung so an meine Tochter weitergegeben: Babyschwimmen, Skifahren, Reiten. Dann erst kamen die schulischen Anforderungen.
Als Schüler bist du ja dann auch Skirennen gefahren …
Oberhalb von Kaufbeuren, in Oberbeuren, gibt‘s eine Skihütte, da hat der Skiclub den Kinderskitag veranstaltet. Es gab eine Abfahrtsstrecke, die war bei guter Schneelage knapp einen Kilometer lang. Unten, an der flachen Zielgeraden, musste man manchmal noch anschieben, je kleiner die Kinder, desto mehr. Dieses Rennen hab ich ein paarmal gewonnen. Als Preis gab es ein Skiwachs oder eine Mütze, eine Urkunde und die Ergebnisliste in der Zeitung. Jeder in der Stadt kannte also die kleinen guten Skifahrer. Mit dieser sportlichen Anerkennung bin ich groß geworden.
Bald darauf warst du in der Alpenvereinsjugend aktiv. Wann war das eigentlich und was habt ihr damals alles unternommen?
„Schön war die Zeit …“ der Refrain dazu, das war wirklich eine romantische Zeit in der Alpenvereinsjugend. Es gab wichtige Gruppenerlebnisse: Sonnwendfeuer, Nikolausfeier, unsere gemeinsame Arbeit beim Ausbau des Sywollenturms zum Gruppenraum. In guter Erinnerung bleiben die einwöchigen Touren, eine Durchquerung der Ötztaler Gletscher mit der Wildspitze. Im nächsten Jahr waren wir dann auf dem Stubaier Gletscher und haben das Zuckerhütl bestiegen.
Wir waren eine Gruppe von mehr als zwanzig Jugendlichen auf dem Gletscher, das hat sich unsere Leiterin Maria zusammen mit dem Helmut getraut. Heute ein völlig undenkbares Risiko. In die Jugendgruppe kamen vor allem die Töchter aus den angesehenen bürgerlichen Familien. „Beim ersten Treffen im Hotel Hirsch brachten renommierte Alpenvereinsmitglieder ihre wohlerzogenen Töchter mit“ schrieb Helmut in der Vereinschronik, das war 1963. Einige andauernde Freundschaften in unserer kleinen Stadt sind daraus entstanden. So war die Alpenvereinsjugend ein Stück meiner Heimat als Teenager.
Wie bist du dann eigentlich zum Felsklettern gekommen? Gab es damals schon Klettergärten?
Zunächst gab es eine Stadtmauer in Kaufbeuren, zwischen Fünfknopfturm und Blasiuskirche. Die Mauer ist aus Kalk-Tuffstein gebaut, das war unser schönster Spielplatz, gleich nach der Schule oder am Abend. Eigentlich war es verboten, da zu klettern. Vor allem kletterte man an der Mauer quer. Die Haut an den Fingern wurde ganz schön strapaziert. Mit den abgenutzten Fingerspitzen konnte man uns leicht identifizieren.
Dann hatten wir daheim an einem Feldstadel Abschnitte von Dachlatten hingenagelt, einfacher ging‘s nicht. “Klötzlewand“ sagten wir damals. Die Holzstücke waren zum Teil baumkantig, nach innen geneigt, oder nach außen abschüssig. Griffe und Tritte habe ich so positioniert, dass es echte Bewegungsabfolgen gab, abgeschaut im Turnunterricht. Nach heutigen Begriffen war es eine echte Boulderwand, diese Stadelwand gibt‘s immer noch. Manch einer der Bergspezl‘n hat gelacht, wohl eher über sich selbst, weil er keinen Meter abgehoben hat. Selbst meine Eltern fanden das gut, wenn wir hier trainierten. Jedenfalls hat‘s uns immer Spaß gemacht.
Irgendwann hatte ich noch einen Quergang auf einem Gesims rund um das Nachbarhaus entdeckt, das war eine sehr trickreiche Gleichgewichtssache. Heutzutage machen sie in Parcours ähnliche Balance-Übungen. So ein Gesims habe ich mir jetzt auch ans Haus geschraubt.
Was waren dann deine ersten Alpintouren?
Meine ersten großen Ausflüge in die Berge gingen ins Lechtal. Zum Beispiel mit dem Radl alleine auf die Simmshütte und über den Höhenweg weiter bis zur Valluga. Irgendwie wanderte ich erschöpft von der Sommerhitze über die Stuttgarter Hütte und das elendlange Krabachtal zurück nach Steeg. An der Feuerspitze bin ich über die roten Felsen und den Bruch in der Nordwand hoch, solo. Den Rucksack hab ich später am Joch abgeholt.
Dann gab es einen Sportsfreund aus der Leichtathletik, den Benedikt, mit dem ging ich über die Memminger- zur Augsburger Hütte und über den Augsburger Höhenweg weiter. Ausgemacht war, dass wir auf die Parseierspitze gehen. Benedikt blieb jedoch auf dem Gatschkopf sitzen. Er hat mit ein paar Leuten gesprochen, mit denen ich dann auf die Parseierspitze klettern konnte. Benedikt hat mit dem Fernglas zugeschaut. Er war so etwa 30 Jahre alt – ich erst 15 – und fühlte sich zu alt für solche Sachen, plötzlich mutlos. Einmal stiegen wir auf den Piemig, weglos auf ziemlich steilen, blumenreichen Grashalden. Unser Führer war der Johann, ein bergbegeisterter Landwirt aus Steeg.
Nach dieser Phase der Lechtal-Erkundung war‘s dann mit den Bergwanderungen vorbei. Ich habe dabei vor allem eine gute Trittsicherheit erworben und einen ausgeprägten Sinn für Gelände und Orientierung gelernt. Außer dem Klettern an der Klötzlewand und an der Stadtmauer haben wir im Winter in einer Kiesgrube mit schmiedeeisernen Grödel und einem Pickel das Winterbergsteigen geübt, „echten Wechtenbruch“ und solche Sachen.
Seid ihr auch mal höher hinaufgestiegen?
Mit dem Schulkamerad Rudi aus Oberammergau ging‘s dann einmal in den Ferien ins Stubaital auf die Ruderhofspitz und weiter auf‘s Zuckerhütl und hinüber bis zum Similaun. Wir kletterten am laufenden Seil von der Hinteren Schwärze über den Marzellkamm bis zum Similaun. Die geplante Similaun-Nordwand war ein schwarzer Dreckhaufen mit Steinschlag und Firnresten. Anderntags kamen wir an der Finailspitz in einen Wettersturz, wir drehten rechtzeitig um und aßen unsere Vorräte auf. Damit war der Bergurlaub zu Ende.
Wir Schüler waren mit einer Selbstverständlichkeit unterwegs, worüber ich mich erst heute wundere. In dieser Woche machten wir die ersten wirklichen Erfahrungen im Hochgebirge. Bald darauf ging es zum Biancograt, per Anhalter. Ich war sechzehn Jahre alt und das hat meinen Eltern gar nicht gefallen. Sie haben den Ausreisser in Pontresina dann wieder abgeholt.
Wie ging es dann weiter mit deinen Unternehmungen?
Mit sechzehn lernte ich dann den Xare Schindele aus der Jungmannschaft kennen, der war schon am Walkerpfeiler und in den Zinnen-Nordwänden unterwegs. Der war dann mein Lehrmeister im Klettern. Wir machten ein paar moderate Klettertouren mit der Jungmannschaft, wie Gimpel- und Geiselstein Südwand. „Moderat“ im Sinne von wenig schwierig für mich, aber mit interessantem Image. Anschließend musste es gleich noch die Nordwand am Geiselstein sein. Ich hatte einen „unbändigen Auftrieb“ sagte man damals, oder mit anderen Worten: ich war nicht zu bremsen.
Mit 16 Jahren hast du doch dann eine Erstbegehung am Falkenstein gemacht. Wo ist der eigentlich und was war das für eine Tour?
Ja, das nächste Ziel war der Falkenstein oberhalb von Pfronten, da steht eine Burgruine des Königs Ludwig II drauf. In der Ostwand gibt es die Mariengrotte, links davon fand Xare einen Durchstieg. Das abschließende Dach haben wir einen Sonntag später mit Bohrhaken bezwungen. Xare stieg alles vor. Für mich als Nachsteiger war die Steilheit und die insgesamt überhängende Wand eine große Herausforderung. Der Falkenstein war dann für einige Zeit das passende Übungsgelände.
Welche Allgäuer Wände hast du damals außerdem durchstiegen?
Gegenüber vom Falkenstein steht der Aggenstein. Dort machten wir im Jahr drauf die berüchtigte Nordostwand. Die Gedenkkreuze am Magnusacker – zur Erinnerung an die in der Wand verunglückten Kletterer – haben einen großen Eindruck bei mir hinterlassen oder vielleicht auch Angst gemacht. Die Route verläuft in der Wandmitte wie ein großes, spiegelverkehrtes „Z“, hat also lange Quergänge. Es waren vor allem diese Quergänge auf Graspolstern, die mir in Erinnerung blieben. Einmal gingen wir die „Haff-Route“ gleich daneben, da fanden wir zu unserer Überraschung reichlich Standhaken mit Schlingen. Am Ausstieg ging es über überhängende Graswasen. Da schlug ich ein paar Haken in die erdigen Risse und lernte, wie man richtige „Mantle“ macht. Das ist der Bewegungsablauf wie beim Ausstieg aus dem Schwimmbecken über den Beckenrand, oben hast du nichts zum Greifen. Beschreibungen von den Touren am Aggenstein gab es damals noch nicht.
Standen kombinierte Eistouren damals auch schon auf deinem Programm?
Ein Jahr später kletterte ich über den Bumillerpfeiler am Piz Palü solo. Auf dem Gipfel stand ich mitten in einer Kumuluswolke. Erst jetzt dämmerte mir: beim Abstieg gibt es eine Zone mit riesigen Spalten und von nun an war keine Sicht mehr. Zum Glück war in diesem Sommer der Gletscher weit hinauf aper, das hatte ich schon beim Zustieg zum Pfeiler erkannt. Ein weiterer Glücksfall war: Auf dem Gipfel hat mich eine Seilschaft für den Abstieg mit an‘s Seil genommen. Das war also eine weitere Stufe an Erfahrungen, die ich mit viel Glück überstand.
Zurück zum Fels. In den Tannheimern warst du damals sicher auch schon unterwegs …
Am Gimpelhaus lernte ich den Georg Geisenberger kennen, das war 1967. Die Terrasse dort war der Treff, wo man sich spontan für eine Kletterei verabredet hat. Damals kannte fast jeder jeden. Ab sofort waren wir fast jedes Wochenende einmal am Berg, überwiegend im sechsten Grad unterwegs.
In dieser unserer ersten Saison gab‘s gleich die drei großen Allgäuer Hausnummern: Zundernkopf-Nordostwand, Wilden-Verschneidung und Direkte Nordwand am Gimpel an drei aufeinander folgenden Sonntagen. Von nun an waren wir ein erfahrenes Team. So haben wir uns selber gefühlt und so wurden wir auch in der einheimischen Szene wahrgenommen.
Mitten im Winter sind wir in den „Allgäuer-Weg“ eingestiegen, an der völlig überhängenden Südwestwand am Hochwiesler. Die Wand ist nur so hoch wie der Martinsturm in Kaufbeuren. Wir waren im Klettern mit Doppelseiltechnik und Trittschlingen ziemlich fit. Damals war Klettern mit schweren Schuhen und Trittschlingen an den Haken zeitgemäß. Zur Sicherheit hatten wir ein paar Bohrhaken geschlagen in dem gelben „Zuig“. Kurz zuvor war Erich, einer der Erstbegeher, mit einer ganzen Serie herausbrechender Haken eine halbe Seillänge gestürzt, zog, zog, zog … bis fast auf den Boden.
Wir kamen an einem sonnigen Wintertag, kurz nach Weihnachten. Im letzten Tageslicht richteten wir die Abseilstelle ein. Plötzlich fehlte eines unserer beiden Seile für die 40 Meter hohe Abseilfahrt. Mit einigen komplizierten Manövern erreichten wir dann doch noch den Wandfuß. Hier fanden wir unser Seil wieder, das uns unbemerkt entglitten war. Auch für den Rest des Weihnachtsbratens daheim hat es an diesem Abend noch gereicht. Wir kannten die Rückzugtechnik für schwierige Situationen aus Büchern. Eine Meisterleistung war es nicht, der Seilverlust und das anschließende Ablassmanöver, aber ein Lehrstück.
Welche Alpinen Klassiker habt ihr damals sonst noch gemacht?
Bei ganz gemischten Bedingungen waren wir im folgenden Frühjahr in der Schüsselkar-Südostwand unterwegs. Die galt damals als das Gesellenstück in der Kletterzunft. Es war ein sonniger Frühlingstag. Am Einstieg standen wir bis zum Bauch im Schnee, die Wandstellen waren ziemlich nass, in den Rissen rann das Wasser runter, in den Kaminen gab es schmelzendes Eis. Am Ausstieg lag Neuschnee mit Eiskruste überzogen, zum Glück kein verglaster Fels, also nahezu „mixed“. Den Begriff „mixed“ gab es damals allerdings noch nicht.
Beim Abstieg am verschneiten Grat mussten wir dann biwakieren. Es war schon dunkel und wir suchten den Abseilhaken. Erst fanden wir Reste eines Biwaks unter dem Schnee. Der Blick in den Abgrund war für‘s Erste gruselig. Angst? Nein, dieser Augenblick war das endgültige Stop-Zeichen an diesem Abend. Wir fanden, dass wir souverän unterwegs waren.
Zuhause wurden wir dann gelobt für die Entscheidung für das Biwak. Zur zeitlichen Einordnung: Das Walter-Pause-Buch, die „100 Extrem-Touren der Alpen“ kam erst zwei oder drei Jahre später 1970 heraus.
Du bist ja so wie ich, in den traditionellen Alpinismus hineingeboren. Was hältst du eigentlich von der Entwicklung des Plaisirkletterns? Ich meine damit die ausschließliche Absicherung mit Bohrhaken?
Gut, dass es die Bohrmaschine gibt und somit viele neue Plaisirtouren erschlossen werden. Jetzt hat der Klettersport eine große, breite Bevölkerung erreicht. Als Bergführer bin ich froh über gut eingerichtete Routen, und als Senior noch mehr. Irrwege und absurde Entwicklungen gibts immer. Ich denke da an den Sachsenweg von 1963 an der Großen Zinne: 400 Bohrhaken, buchstäblich voll daneben.
In Startseite (alpinwiki.at) habe ich von deiner 2. Begehung der „Directe Américaine“ an der Dru in Chamonix gelesen. Kannst du mir etwas von dieser Tour erzählen?
Zur Routenbezeichnung “Directe Américaine“, zuerst eine Richtigstellung: An der Westwand der Petit Dru gab es vor dem großen Wandabbruch bis ca. 1980 folgende Routen:
Die Original-Westwand von Guido Magnone mit seinem Team von 1952. Magnone schrieb damals ein ganzes Buch darüber.
Dann der Bonattipfeiler von Walter Bonatti, solo, 1955 in fünf Tagen; das hat man damals als DIE größte Heldentat im Alpinismus gefeiert.
Und 1962 die „Directe Américaine“ von Gary Hemming und Royal Robbins, im Kletterjargon besser bekannt und unverwechselbar als die „Hemming“. Robbins schreibt im American Alpine Journal dazu: „We placed 96 pitons and removed 94“. Also nur zwei Haken blieben stecken. Robbins brachte die Yosemite-Technik in die Alpen. Gary Hemming war in den sechziger Jahren eine Ikone, der „Beatnik der Alpen“ so in der Biografie von Tenderini. Er hat sich leider selbst wenige Jahre später ums Leben gebracht.
Schließlich 1965 die Route von John Harlin und Royal Robbins, direkt, und gerade mittig durch die Wand. Um genau zu sein: Das offizielle französische Bergsteigerorgan „La montagne & alpinisme“ nennt sie die „La directissima américaine“. Und um die Persönlichkeit Harlin zu charakterisieren: „John Harlin was only interested in the most extreme of the extreme“ so Tenderini in der Hemming-Biografie von 1995. Der Roman von James Salter 1979 „Solo Faces“ charakterisiert die beiden Helden Harlin und Hemming „their egos and their minds“, höchst lesenswert das Abbild der Szene und Charaktere.
Zurück in die Sechziger: John Harlin hatte bereits in den Jahren davor ein Auge auf die gerade Linie durch die Westwand und mehrere Versuche unternommen, mit internationalen Partnern. Aber mehr als ein halbes Dutzend Versuche blieben ohne Erfolg, bis der Großmeister Royal Robbins mit seiner Erfahrung von einem Dutzend Big Walls aus dem Yosemite Harlin’s Einladung folgte. John Harlin, der Held, verunglückte ein knappes Jahr später im März 1966 in der „Eiger-Direct“, beim Aufstieg an einer sieben Millimeter dünnen durchgescheuerten Reepschnur tödlich.
Wir, Georg Geisenberger und ich, haben an der Harlin-Robbins oder „Directissima Américaine“ 1972 die zweite Begehung gemacht. Später gab es laut www.supertopo.com nur wenige Wiederholungen auf der hakenlosen Route, bis in die achtziger Jahren hinein nur ein halbes Dutzend. Dann ist die Wand heruntergefallen. Seitdem ist der rechte Teil der Westwand und der Bonattipfeiler nicht nur Geschichte, es bleiben nur Legenden.
Zum Thema Legenden: Soweit ich mich erinnere, ist da kurze Zeit später eine russische Seilschaft gleich wieder durch Schutt und Asche gestiegen …
Später gab es ein paar wenige neue Begehungen durch die Ausbruchzone: Einmal eine Besteigung im Februar 1998. Die Russen Valery Babanow und Yuri Koshelenko tauften ihre Route „Lena“ oder nach einer kritischen Lesart „die Versuchung des Teufels“. Ein paar Jahre später, in 2005, stürzte dieser ganze Teil der Westwand herunter.
Und als Neueste die Route BASE von einem Kletterteam des französischen Militärs im Februar 2021. Die Gruppe heißt GMHM; ein halbstündiger Film bei planetmountain.com. zeigt den Weg durch die weiße Ausbruchswand.
Soviel zur Geschichte über die Dru. Habt ihr eigentlich auf die Tour speziell trainiert?
Im Frühsommer sind wir zur Gewöhnung an Steilheit und Überhänge ein paar Routen an der Rotwand über dem Karerpass in den Dolomiten geklettert. Zur logistischen Vorbereitung haben wir die überhängende Wand am Roten Stein oberhalb Vils/Tirol in Yosemite-Technik erstbestiegen.
Kannst du mir die Yosemite-Technik näher erklären?
Bei der Yosemite-Technik schlägt man die Haken selbst ein. Der Seilzweite steigt dabei mit Jümar-Steigklemmen nach und entfernt das Material wieder. Am Roten Stein haben wir bis auf drei Haken alles wieder entfernt. Wichtig ist, dass die Haken für eine zig-fache Verwendung aus dem richtigen Material – Chrom-Molybdän-Stahl – geschmiedet sind.
Außerdem braucht man für die breiteren Risse Haken in Profilform, von Halb-Zoll „Chouinard-baby-angels“ bis Zwei-Zoll-Bongs. Bongs heißen sie deswegen, weil sie beim Einschlagen Bong-Bong-Töne von sich geben. Die größten Bongs sind so groß wie ein Viertel von einem Käslaib. Richtige Klemmkeile und Friends gab es damals noch nicht. Es dauerte eine Weile, bis wir das passende Material für die Dru nach der Liste von Royal Robbins zusammen hatten.
Und wie ging’s dann los?
Es war die Idee von Georg Geisenberger, der dann 1979 in den Anden Boliviens bei einem Trekking in die Yungas ums Leben kam. Die weiteren Umstände blieben ungeklärt. Schorsch Geisenberger war mein Freund, er ist in La Paz begraben.
Unsere Unternehmung war eine kleine Expedition von fünf Tagen, ein Highlight in unserer Kletterkarriere. Im Juli reisten wir nach Chamonix, mit dem großen Ziel der legendären Harlin-Robbins-Route. Schorsch hatte schon 1969 die Magnone-Westwand und die Hemming 1971 gemacht. Unsere erste Tour war der Bonattipfeiler, dann noch die Westwand der Petit Jorasses. Dann musste ich kurz nach Hause, um an der Uni einen Termin zu erledigen. Währenddessen hat Schorsch mit Hilde den Walkerpfeiler gemacht. Wir hatten uns auf einer Waldlichtung an der Arve bei Argentière eingerichtet. Der Insider Peter Popall hat uns durch Chamonix geführt, vor allem zum Meteo im “Office de Haute Montagne”, kurz OHM, mit der riesigen Wetterkarte samt Beratung.
Im August hat sich ein mehrtätigiges Hochdruckgebiet angekündigt und es hat auch gehalten. Wir schleppten unsere Rucksäcke von der Grands-Montets-Bergstation zum Biwak am Fuß der Westwand. Anderntags stiegen wir mit den schweren Rucksäcken, oben drauf einen vollen 10-Liter-Wasserkanister mit großem Tempo ein Stück durchs Couloir, und dann über die ehemals Grauen Bänder zum eigentlichen Einstieg unter der geschlossenen Wandpartie. Die Grauen Bänder waren nicht mehr da, sie waren von einem Felssturz zerschlagen, dafür gab‘s Schutt auf den Tritten und eisgefüllte Risse. Meiner Ansicht nach, die ganz kritische Passage gleich am Anfang der Tour.
Bereits am Mittag haben wir unser Biwak aufgemacht, wir waren so erschöpft nach dem großen Tempo im Couloir, den schweren Rucksäcken und dem delikaten Balancieren. Mehr noch waren wir von der geschlossenen und überhängenden Felspartien über uns schwer beeindruckt. Wir hatten eine technische Beschreibung, Seillänge für Seillänge von Royal Robbins in der Tasche, den haarsträubenden Bericht von John Harlin von überhängend geschichteten Blöcken und „moves on skyhooks“ kannten wir nicht. Skyhooks hatten wir keine.
Am ersten Morgen ging‘s ein paar Seillängen über wunderbare Platten, an den maroden Resten eines Harlin-Biwaks vorbei zum 40-Meter-Hakenriss. Dann zum Biwakplatz auf einem Balkon neben der Route. Dieser Tag lief ganz gut und machte uns Mut. Dann folgten zwei Tage mit ziemlich viel Hakenarbeit durch die überhängenden Risse, der Beschreibung nach A4.
Ich biwakierte in der Hängematte, Schorsch klemmte sich zum Schlafen in einen horizontalen Felsspalt, der merkwürdigerweise innen weiter wurde. Wir waren nicht wirklich zufrieden mit unserem Fortschritt. Wir hatten die Bong-Haken viel zu tief in den Riss gehämmert und es dauerte eine kleine Ewigkeit, um sie wieder herauszuschlagen.
Das große Dach über uns, haben wir als großes Fragezeichen wahrgenommen. Was von unten nicht offensichtlich war: es war durch einen tiefen Kamin gespalten. Ein Stück weit innen im Kamin konnte Schorsch dieses herausragende Dach in einem Schulterriss bewältigen. Beim Nachstieg mit dem Jümar pendelte ich ganz schön weit von der Wand weg nach draußen. Dann nochmal ein Biwak auf einem Platz der Erstbegeher. Am diesem Tag kam ein Heli vorbei, um nach uns zu sehen.
Die letzten paar Seillängen waren vergleichsweise einfach, die Wand legte sich zurück. Als ich nach der letzten Seillänge auf der Schulter ankam, war Schorsch nicht am Standplatz. Er ging auf einem Felsband spazieren, hockte am Ausstieg vom Bonattipfeiler in der wärmenden Sonne und freute sich an der Aussicht auf die Grand Jorasses und dem Mont Blanc. Dann war er – wirklich – nach der überstandenen Anspannung eingeschlafen. Draußen über dem Genfersee baute sich ein Wärmegewitter auf, zum Glück für uns nur ein lokales Ereignis.
Noch ein paar Seillängen am Bonattipfeiler, nun seilten wir mit aller Vorsicht zum Charpoua-Gletscher ab und gingen über die Hütte zurück ins Tal. Am gleichen Nachmittag haben wir uns im OHM in das Touren-Register eingeschrieben, anderntags kam die Erfolgsmeldung in den Nachrichten. „Chamonix, Mt. Blanc: zwei Bergsteiger aus Bayern …, sie waren fünf Tage in der Wand …“.
Wie war das mit den Bohrhaken im unteren Bereich der Dru?
Am Fuß der Dru Westwand, im linken Sektor, gibt es eine Partie, die heißt Sockel, auf französisch „socle“. Am Beginn der Hemming Route gibt es „The line of bolts for 5 pitches“. Also 5 Seillängen wurden mit Bohrhaken ausgestattet. Da ging ein Aufschrei durch Chamonix und die ganze Kletterwelt. Mehr dazu ist im Kletterführer „topoguide“ nachzulesen. Für die Original-Hemming galt was Robbins im American Alpine Journal schrieb: “We placed 96 pitons and removed 94“, zwei Haken, das war die Ausstattung von 1965.
Außerdem waren verschiedene Filmteams in der Hemming tätig. Auch dafür wurden eine größere Anzahl Bohrhaken gesetzt. Das Wichtigste war dem Christophe Profit sein “free solo“ im Jahr 1982 für einen Film, dabei gab es schon vorher Solos in der Hemming. Soweit ich weiß, war ein Vertragsteam von Red Bull mit seinem Kampfhubschrauber noch nicht da. Also „hoffentlich wird es nicht so schlimm wie es schon ist“, würde der Karl Valentin dazu sagen …
Kannst du noch was zum Bergsturz an der Dru sagen?
Die ganze Dru Westwand ist Legende, seit der Bonattipfeiler und damit die halbe Wandbreite mit dem Felssturz 1997 und dem großen Bergsturz im Jahr 2005 mit rund 250 000 m³ Fels heruntergebrochen ist.
„Der Bonattipfeiler ist eingestürzt“, war die wenig überraschende Nachricht 2005, nachdem laufend kleinere Wandteile abgebrochen sind. Immer wieder gab es Berichte von sich öffnenden Rissen und Heli-Rettungen am Pfeiler. So beispielsweise von Joe Simpson, dem Autor von „Touching the void“, mit der Rettung im Jahre 1983.
Was ist von dem Berg eigentlich übrig geblieben bzw. welche Routen kann man noch klettern?
Ein kleines Rechenbeispiel zum Fiasko Dru dazu: Der Bergsturz vom Bonattipfeiler im Jahre 2005 war 250 000 bis 300 000 Kubikmeter groß. Ein Schüttgutwagon der Bahn fasst 75 Kubikmeter oder 200 Tonnen und ist 20 Meter lang. Die Rechnung: 300 000 : 75 x 20 = 80 000. In Worten: Bergsturzmaterial für einen 80 Kilometer langen Güterzug liegt am Wandfuß. Was soll da noch übrig sein vom Bonattipfeiler und der anschließenden Westwand? Die Hemming im linken Wandteil blieb stehen. Auch der oberste Teil der Westwand stürzte ins Kar. Wer heute die Hemming klettert, seilt entweder ab oder muss über die Nordwand zum Gipfel.
Was sind die Ursachen für den Bergsturz?
Die Felsstürze an Westwand der Dru werden übrigens seit 2005 auf den Meter genau vermessen und registriert. Auftauender Permafrost, das ist das relevante Thema über die Gefahren auf den hohen Bergen von heute. Ich war bereits 1990 in Grindelwald zum Bergführertag bei einem Vortrag von Wilfried Haeberli über auftauenden Permafrost in den Alpen. Mit dem Münchner Professor Michael Krautblatter wissen wir heute viel mehr über das Phänomen einer auftauenden Felswand, vor allem über den sprengenden Wasserdruck. Krautblatter macht auch das Messprogramm am Hochvogel in den Allgäuer Alpen.
Die alte Weisheit, Frost sprengt den Fels hat sich ins Gegenteil verkehrt: Permafrost, in unserem Fall das Wandeis, wirkt wie Zement und hält den Fels zusammmen. Bei auftauendem Eis fällt die Wand herunter. Siehe Cengalo 2017 oder das jüngste Beispiel: Fluchthorn, 12. Juni 2023.
Später hast du dann noch anspruchsvolle Kletterrouten erstbegangen. Dabei gelang dir unter anderem der Zentralpfeiler an der Roten Flüh in den Tannheimer Bergen. Wie hast du das erlebt?
1968/69 haben wir den Zentralpfeiler an der Roten Flüh erstbegangen. Es war ein mühsames Geschäft, bis wir es geschafft hatten. Ein, eher zwei Tage pro Seillänge hat es gedauert. Bohrhaken von Hand schlagen war nicht das Problem, vielmehr das Ausbouldern der schwierigen Stellen. Es war schwer einen Partner zu finden, der den ganzen Tag herumsteht und das Sicherungsseil hält. Georg Geisenberger war dabei, außerdem Christine, Fritz und Hensle an verschiedenen Tagen. Einmal haben wir im Hochwinter vom Gipfel abgeseilt bei ganz leichtem, kaltem Schneefall, ohne Wind, nur zur Besichtigung. An den entscheidenden Griffen in der schwersten Seillänge lag Neuschnee drauf, also ging es im Sommer ohne den Schnee. Ich habe die Griffe bis zum Sommer in meinem Gedächtnis fixiert.
Es spielt also so vieles zusammen für den Erfolg. Die Tour wurde hoch bewertet an der Kletterbörse. Jedenfalls haben wir im siebten Grad geklettert. Zwanzig Jahre später, 1990 haben wir, die Kollegen Wolfgang Mayr und Bado Pazzaglia und ich, die Route mit Klebehaken ausgerüstet. Wir sind alle Seillängen dreimal geklettert, wegen der guten Plazierung der Bohrhaken. Wir waren dafür zwei Tage zugange. Daraufhin stieg die Route noch höher im Kurs. Baldo hat die erste Seillänge nach dreimal klettern frei geschafft. Bravo, es soll acht-minus sein. Von nun an ging alles frei. Mit altem Material wäre das nicht möglich gewesen.
Übrigens: Im Bildband Pause & Thorbecke von 1967 „Die Alpen mit Adleraugen“ gibt‘s ein Luftbild von der Roten Flüh mit dem Zentralpfeiler, dieses Foto hat mich damls endgültig zu dieser Tour motiviert.
Der „Kronjuwel“ an der Freispitze in den Lechtaler Alpen stammt ja auch von dir. Wie war das damals?
In den achtziger Jahren konnte ich meine Kletterperformance noch verbessern, vor allem durch die vielen Besuche in unserem Kletterparadies, der Freispitze. Die Südwand war zwei Sommer lang unser bevorzugter Spielplatz. Da haben wir allerhand geklettert und ausprobiert. Die gerade Abseile vom Mergelband mit vier mal 25 Metern ist auch meine Einrichtung.
Dann habe ich die Linie für den Kronjuwel entdeckt. Ich habe die Linie mindestens drei- bis fünfmal probiert, bis endlich Wolfi Hofer mit von der Partie war. Die Erfindung des Namens geht auf Wolfi zurück. Der war mindestens zehnmal an dem Projekt. Wolfi hat mit anderen Spezl‘n den Mittelteil geklettert. Bei den letzten drei Seillängen war ich wieder dabei, zusammen mit Wofgang Mayr. Später hat Wolfi die Route mit Dutzenden Bohrhaken ausgestattet und Kronjuwel getauft. Bei der Erstbegehung bohrten wir noch händisch, mit Hammer und Kronenbohrer. Bei unserem ersten gemeinsamen Versuch hatte Wolfi die Krone vom Bohrer im Bohrloch versenkt, daher das Namensspiel.
Was kannst du an der Freispitze außerdem empfehlen?
Am besten gefällt mir die „Linke Südwand“ von Philipp Albrecht und Helmut Futterknecht von 1969. Ich habe sie, so ungefähr ein Dutzend mal gemacht. Dann der Sonnengesang, außerdem noch die zwei wunderbaren Touren von Jürgen Brandauer, Smohalla und Tatanga Mani, mit minimaler Hakenzahl. Es musste nicht immer was Schwierigeres sein, sondern mir war viel mehr gelegen an einer guten Routenfindung, einem zügigen Kletterfluß und geschicktem Handwerk, wie gute Sicherungen anbringen.
An welche Alpinen Eistouren kannst du dich noch erinnern?
Es war in den großen Ferien, mit der Mittleren Reife in der Tasche. Wir gingen zur Similaun Nordwand, da war nur Steinschlag in einer schwarzen Wand, das war im Sommer 1964. Die Anreise war mit Fahrrad – den Eispickel hingeschnallt – und der Eisenbahn ins Stubaital. Die Thematik „auftauender Permafrost“ war 1964 noch nicht relevant. Die Realität war jedoch schon sichtbar, wir haben nur den schwarzen Schutt und Steinschlag und keine Eiswand gesehen.
Ein paar Jahre später waren wir an der Wildspitze-Nordwand: hartes Blankeis mitten im Winter, wir wollten mal eine Eiswand im Winter machen. Damit es auch als „richtig echt“ gilt, mit Zelt. Die Winter-Begehung war aber höchst ungemütlich und ineffizient. Dicke Eisschollen sind herausgebrochen bei jedem Pickelschlag in der Wand. Das war‘s dann mit Eiswänden, soweit meine erste Ice-Expierence.
Warst du früher auch in den Eisfällen unterwegs?
Es gab Mitte der achtziger Jahre ein paar prima Winter für’s Eisfallklettern. Im Winter 1985 stand ich dreißig Tage hintereinander jeden Tag auf Eis. In diesem Winter haben wir jeden Eisfall im Tannheimer Tal geklettert und verschiedene Projekte im Lechtal.
Soviel ich weiß, hast du den Blässefall im Tannheimer Tal erstbegangen. Wie seid ihr auf die Idee gekommen und wie war das mit der damaligen Eisausrüstung?
Der Blässefall war das einladende Projekt in unserer Gegend, bis dahin ohne eine Begehung. Die Wetter- und Eisverhältnisse in diesen Tagen waren optimal. Nur ein paar wenige Spezl‘n hatten ein Auge auf den prominenten Eisfall, und die hatten wochentags gerade keine Zeit. Einer hat den schönsten Tag verpasst, einer war krank und ein anderer hatte Schuldienst. Mit Dieter Elsner aus Kaufbeuren fuhren wir zum Vilsalpsee und stiegen einfach hoch. Es war der schönste Tag in diesem Winter, so meine Erinnerung. Dieter hat eine Serie wunderbarer Fotos gemacht und publiziert.
Um deine Frage nach der Ausrüstung zu beantworten: Unsere Ausrüstung war das Beste, was es damals gab, die besten Steigeisen gab es von Lowe und Charlet-Moser. Die Handgeräte, die Pickel haben wir modifiziert, die Länge des Schafts an den Schlagradius angepasst, das Dach der Pickelhaue spitz zugefeilt und am Innenradius der Haue Zähne eingeschliffen. Das war buchstäblich handwerklich ausgefeilte Arbeit aus der Messerschmiede von Fritz. Es gab viele Tipps, wie man seine Eisgeräte modifizieren kann. Beispiele gab‘s im Chouinard-Katalog von 1972 und Chouinard’s Eisbuch aus dem Jahr 1981.
Warst du eigentlich auch mal beim Canyoning unterwegs?
In den letzten Jahren habe ich die Seitenbäche und Rinnsale im Lechtal – wo im Winter die gefrorenen Eisfälle standen – im Sommer zum Canyoning entdeckt. Es ist eine ganz neue Erfahrung wenn du in dem ganz nackten felsigen Bachbett den Unterbau der Berge, die verschiedenen Strukturen von Schichtung und Faltung entdecken kannst. In den Canyons schaut man wirklich in das Innere des Gebirges hinein.
Haben dich die höheren Berge eigentlich nie interessiert? Ich meine das Karakorum oder Himalaya …
Auf den großen Bergen ist es kalt und die Luft ist dünn. Außerdem ist die Dynamik einer Expeditionsgruppe gefährlich. Das war mir von Anfang an klar. Diese Erfahrung haben die Spezl‘n von ihren Hindukush-Kundfahrten mitgebracht. Der „Vorlauf“ einer Expedition, wie Einladung oder Bewerbung, Expeditionsvertrag, Sponsoring, der eigene teure finanzielle Einsatz, dieser Aufwand für einen ungewissen Ausgang haben mich nie interessiert.
Dazu weißt du nicht wie die anderen Teilnehmer gestrickt sind. Es gab schon die eine oder andere Idee für eine Expedition, die Ziele waren mir zu ehrgeizig, oder die Teilnehmer übermotiviert. Und dann schien mir das Risiko am Berg viel zu hoch. Man brauchte sich nur einen Messner-Vortrag anschauen, da war mir klar, wie dünn der Faden ist um zu überleben. Zwei Bekannte sind vom Manaslu nicht zurückgekehrt. Ich bin froh, nirgends dabeigewesen zu sein. Kurz gesagt: das ganze „Gewese“ rund um eine Expedition war nicht meins.
Soviel ich weiß, warst du aber in Südamerika unterwegs …
Ja, ich war zweieinhalb Jahre in Bolivien, in meinem ersten Beruf als Landwirt. Einmal war ich auf einem Sechstausender, dem Huayna Potosi über La Paz. Ich war gut akklimatisiert nach ein paar Wochen Trekking in der Apolobamba bzw. Cordillera Real, zwischen drei- und fünftausend Metern Höhe.
Das Unternehmen auf den Huayna Potosi ging so: In einem Berg- und Reisebüro in La Paz traf ich mich wie vereinbart mit einem einheimischen Bergführer, dann die Anreise zum Berg mit dem Taxi, übernachten auf einer Hütte, höher als der Mt. Blanc. Wecken um ein Uhr, los um zwei, Gipfel um fünf, da war‘s noch dunkel und kalt, so minus 20 Grad. Warten bis zum Sonnenaufgang? Nein, dazu war es mir zu kalt …
Beim Abseilen durch die Gipfelwand ging dann die Sonne auf. Das eigentliche Ziel: Bei Sonnenaufgang wirft der Huayna Potosi seinen Schatten über das Altiplano bis zum Titicacasee, dieses Schauspiel habe ich leider verfehlt. Die Abseilstrecke geht auf der „falschen Seite“ vom Berg. Ersatzweise gibt es ein NASA-Foto zu diesem Thema, das fand ich später heraus. „Huayna Potosi casts it‘s shadow over the pampa“ schrieb ein NASA-Pilot dazu. Zum Mittagessen waren wir in der Stadt zurück. Die Stirnlampe hatten wir noch um den Hals. Überhaupt ist das Symbol der erfolgreichen Gipfelstürmer in den Hotels von La Paz, eine Stirnlampe am Nachmittag im Café um den Hals zu tragen …
Du bist ja auch Bergführer …
Ja, in den achtziger Jahren hat mich vor allem meine Ausbildung zum Bergführer beschäftigt. Ich bin mal einen Sommer vor allem Dolomiten-Klassiker geklettert, rund ein Dutzend aus Walter Pause‘s 100 Extrem-Routen. Du musst ja bei der Bergführer-Bewerbung eine renommierte Tourenliste vorzeigen, und nicht nur drei Erstbegehungen am Dreischartlkopf.
Welche Routen habt ihr damals in den Dolomiten geklettert?
In besonderer Erinnerung ist mir die 30-Seillängen-Tour „Via Ideale“ an der Marmolada geblieben, die ich mit Wolfi Hofer geklettert bin. Wolfi hatte ich kurz vorher an der Freispitze kennengelernt. Wir sind in der wilden Felskulisse der „Abrakadabra“ eingestiegen, weil der Originaleinstieg schon besetzt war. Im Mittelteil sind wir mit einer geführten Seilschaft immer wieder zusammengetroffen. Es gibt ja mehrere Varianten in der Wand. Der Bergführer war schon zum dritten mal da. Den Ausstieg – oberhalb der „Grossa nicchia“ – haben wir auf dem „Weg durch den Fisch“ gemacht.
Diese Kombination war die ideale Lösung für dieses große Wandprojekt. Die zehn Seillängen in den Ausstiegskaminen waren jedenfalls staubtrocken – im Gegensatz zum nassen und morschen Originalausstieg – und an jedem Stand habe ich eine dicke Sanduhr vorgefunden, was für ein Glück. Die Talfahrt mit der Seilbahn haben wir knapp verpasst, also zu Fuß über das Eisfeld und die Schotterpiste runter. Mitten in der Nacht waren wir wieder daheim.
Ich war über die Jahre – seit 1969 – ein paarmal an der Südseite der Marmolada geklettert und auch spazieren gegangen, um bei verschiedener Beleuchtung, Jahreszeit und Sonnenstand die Via Ideale anzuschauen. Ich hatte schon seit 1969 ein Auge drauf. Einmal kam ich genau nach Neuschnee um die Struktur der Wand zu studieren. Es hat geholfen, ich kannte die Tour nun „fast auswendig“.
Im Sarcatal seid ihr früher bestimmt auch schon geklettert …
Ja, natürlich, da musste man hin. Die „Nuovi Orizzonti“ und „Honky-Tonky“ habe ich in guter Erinnerung. Die Erstbegeher Bassi, Leviti und Mariacher setzten die Messlatte damals sehr hoch.
Hat dich das Sportklettern auch jemals interessiert?
Sportklettern, stundenlang probieren oder am Boden rumstehen war nie meins …
Zurück zu den Tannheimern: der Absturz einer Dreierseilschaft in den 1990er-Jahren, der darauffolgende Bohrhakenkrieg. Eine von dir eingerichtete überhängende Abseilpiste am Hochwiesler wurde ja auch sabotiert. Wie hast du darauf reagiert?
Zusammen mit Toni Freudig habe ich eine überhängende Abseilstrecke am Hochwiesler eingerichtet. Die Abseilstrecke wurde abgesägt, besser abgemurxt. Punkt. Heute, und schon damals reagierte ich mit einem milde Lächeln. Wir waren mit einem Kurs auf der Tannheimer Hütte, der Kollege Baldo und ich. Am Feierabend „marschierte“ ein junger Kerl von der örtlichen Bergrettung mit einer meterlangen Brechstange an der Hütte vorbei auf den Hochwiesler. Anderntags sahen wir: der Abseilhaken an der großen Abseilstelle war abgemurxt. Wir hatten die Hilti dabei und einen neuen Haken gesetzt, das war‘s. Ein paar Jahre später wurde ich von der Bergrettung Nesselwängle zu einem Fest auf ihrer Hütte eingeladen. Wir feierten bis in den frühen Morgen. So hat für mich diese Episode geendet.
Diese Abseile gehört nach Begehung der „Via Anita“ zu den ganz beliebten Sachen in den Tannheimern. Ich höre öfter begeisterte Rückmeldungen von der aufregenden, exponierten Abseilfahrt. Außerdem würde ich mir wünschen, dass mehr und „g‘scheite“ Abseilstellen eingerichtet werden.
Wenn die längste Seillänge einer Route zum Beispiel nur 30 Meter misst, möchte ich kein extra Seil mitschleppen für eine 50-Meter-Abseilstrecke. Dann sollte auch eine 30-m-Abseillänge eingerichtet sein. Ein 60-Meter-Halbseil doppelt genommen reicht dann dafür aus. Knotenfreies Abseilen hat ausserdem viele Vorteile. So haben wir verschiedene Abseilwege in den Tannheimern eingerichtet, aber nicht publiziert.
Eine Frage die ich mir immer wieder stelle: dürfen die legendären Routen von Cassin, Bonatti, Comici usw. saniert werden? Was meinst du dazu?
Wie bereits gesagt, bin ich für eine sichere Ausstattung von bestimmten Touren, vor allem der Abseilstrecken mit Bohrhaken, aber überall? Ich würde die Cassin am Badile und die Comici an der Großen Zinne nicht mit Bohrhaken ausstatten. Wer einen solchen Klassiker angeht, sollte soviel Routine und handwerkliches Geschick haben, dass er mit Keilen und Friends gut absichern kann. Außerdem steckt in den Klassikern sowieso ein Haufen Material. Dazu sollte er auch einen Hammer und ein paar Haken einstecken, auch das gehört zum Handwerk. Klassiker sind keine „click & climb-Touren“.
Hast du in deinen Leben als Berg- und Skiführer auch viel geführt?
Nur für wenige Jahre war es mein Geschäft. Als Bergführer war ich nur ganz wenige Jahre vollberuflich tätig, sagen wir zehn Wochen im Sommer und zehn im Wochen Winter im Jahr. Davon kann man nicht leben, jedenfalls nicht mit Familie.
In welchen Gebieten warst du oft unterwegs?
Ich führte ein paar mal die Haute Route sowie die Bernina-Durchquerung und durch’s Bergell mit Ski. So etwa die Standards der Bergschulen damals, auch den Mont Blanc mit Ski. Oder beispielsweise im Sommer privat den Piz Palü und Mittelegigrat, neben ein paar moderaten Klettertouren in den Dolomiten. Meine liebste Beschäftigung in den Bergen sind Skitouren.
Welche Fähigkeiten sollte ein Bergführer besitzen?
Als Bergführer ist die Romantik des Bergsteigens vorbei. Bergführen ist ein gediegenes Handwerk, so meine Ansicht. Zum Handwerk gehören auch „soft skills“, viel Geduld und die Vorstellung, die emotionale Welt der Kundschaft zu treffen. Doch das Thema Empathie ist eine andere Thematik. Nach dem Palü-Gipfel hat Wolfgang auf der Diavolezza auf dem Klavier eine Jazz-Session gespielt. Auch das gehört zu meinen unvergessenen Erinnerungen als Führer.
Bist du im Winter auch oft unterwegs?
Ja, meine liebste Beschäftigung in den Bergen sind eigentlich Skitouren. Ich hatte ein paar Jahre lang Skitouren zwischen Bernina- und Reschenpass auf dem Programm, mit einem Standquartier im Münstertal. Diese Skiberge im Gebiet von Livigno, Münstertal und Sesvenna mit der gesamten Durchquerung zwischen Bernina- und Reschenpass sind für mich die schönsten in den Alpen. Aber anscheinend galt das nur für mich privat. Mit kleinem Rucksack ohne Gletscherausrüstung, geht man durch ideales Skitourengelände. Fast hundert Tage war ich in dieser Gegend unterwegs.
Für manchen ist so eine Durchquerung ohne jede Sensation vielleicht zu flach oder öde, jedoch findet sie in einer großartigen Kulisse mit riesigen Skihängen statt. Es gibt ein paar kleine, wunderbare Hütten in diesen Bergen oder man übernachtet in bequemen Betten im Tal. Leider ist Livigno inzwischen zu einem Hotspot für‘s Heliskiing geworden.
Machst du auch Ausbildungskurse?
Mehrere Jahre habe ich im Sommer viele Wochen Ausbildungskurse geleitet, jeweils an einem festen Standort. Taschachhaus, Tannheimer Hütte, rund um Cortina, im Sarcatal. Das Basecamp Tannheimer Hütte war mir immer am liebsten. Damals war Brigitte die Hüttenwirtin. Uns verbindet seitdem eine lange Freundschaft.
Der bekannte Extrem-Bergsteiger Robert Steiner hat einmal bemerkt: „mir ist klar geworden, wieviel in den Bergen passieren kann und dass früher oder später etwas passieren wird. Dies ist nur eine Frage der Zeit …“. Du warst ja auch viel unterwegs, ist dir eigentlich nie etwas zugestoßen?
Als Bergführer hatte ich viel Glück. Mit den Kunden ist nie etwas ernsthaftes passiert. Kleine Sachen nur, eine Schnittverletzung an der Hand bei einer Wanderung über den Karst, und zweimal ein verdrehtes Knie bei Skitouren. Das war‘s aber noch nicht: einmal gab es eine Heli-Rettung wegen Blockierung bei einer Skitour. Übermütig saßen wir mittags, nach einer super Tiefschneeabfahrt im Café und sind um 14 Uhr zu einer zweiten Tour aufgebrochen. Wir kamen in die Nacht, haben biwakiert und am Morgen war die Lawinenstufe nach einem Wärmeeinbruch um zwei Stufen höher. „Wenn jetzt was passiert, sperren sie dich ein“, dachte ich. Da griff ich zum Telefon, Nummer 112. Der Heli hat uns abgeholt und bei einem Berghotel abgesetzt. Der Wirt hat meine Entscheidung gegenüber der Polizei verteidigt. Er machte das Protokoll. Ich brauchte nur unterschreiben …
Wie beurteilst du die Entwicklung des Klettersports? Ich meine Kletterhallen gibt es ja mittlerweile wie Sand am Meer …
Gut so, dass es so viele Kletterhallen, Boulderbunker und Sportkletterfelsen gibt. Jedes Dorf hat einen Sportplatz und einen Fußballverein. Klettern ist zu einem Massensport geworden, gegenüber früher, wo es in einem Klettergebiet nur ein paar Dutzend Seilschaften mit ernsthaften Ambitionen gab. Seile werden heute kilometerweise, entschuldige, palettenweise geordert und verkauft. Ein Hersteller sagte mir neulich: früher waren es eintausend, heutzutage hunderttausende … Stückzahlen oder Kilometer meinte er, das war nicht ganz klar. Auch gut, dass es heute so viele neue Routen gibt, sowohl auf dem Berg wie in den neu erschlossenen Gebieten.
Du warst ja immer viel in den Bergen unterwegs. Hast du dabei eine bestimmte Leidenschaft entwickelt?
Wir haben das Interview mit Skifahren begonnen, jetzt noch mehr dazu: Meine wirkliche Leidenschaft in den Bergen sind, wie bereits erwähnt, große und kleine Skitouren. Als Beispiel bringe ich hier ein paar Erfahrungen aus meinen geliebten Lechtaler Bergen.
Die ersten selbstgemachten Erfahrungen in dieser Spielform des Alpinismus waren im Lechtal, der Versuch einer Überschreitung, ausgehend von der Valluga. Geplant war eine ganze Woche. Wir kamen aber mit zwei Übernachtungen nur bis zur Vorderseespitze. Der Sturm hat uns schier umgeblasen und nach einen paar dünnen Schneebrettern sind wir demütig nach Kaisers zurück.
Mehrtätigen Skitouren im Lechtal sind eine andere Kategorie als ein Sonntagsausflug, sie haben mehr den Charakter einer kleinen Expedition. Weil keine einzige Hütte geöffnet ist braucht es eine gewisse Logistik, etwa für Brennstoff und Lebensmittel.
Die Lechtaler Alpen scheinst du besonders zu lieben …
Ich habe die ganze Berggruppe verschiedene Male durchquert, längs und quer. Einmal war ich den halben Winter unterwegs, rund zwei Monate, meist allein. An Ort und Stelle kann man die Schneeverhältnisse am besten beurteilen.
Ich habe bei Albert Strobach in Stanzach gewohnt und auf Winterräumen. Wir haben zusammen ein paar Touren gemacht. Strobach hatte über Jahre täglich Schneeaufzeichnungen gemacht, wir haben viel darüber diskutiert. Er hatte unglaubliche Ortskenntnisse, ein Manuskript für einen Skiführer mit über 200 Touren und einen Berg praktischer Erfahrungen im winterlichen Gebirge. Er hat sich als Kriegsdienstverweigerer den ganzen ersten Kriegswinter in den Lechtaler Bergen versteckt. Dieser Führer ist nie erschienen, er beinhaltet meist Touren ganz im Innern der Gruppe, die als Tagestour nicht erreichbar sind, beispielsweise zwei Dutzend Sachen rund um das Württemberger Haus und die Memminger Hütte.
Wie gesagt, eine Lechtal-Durchquerung ist eine selbstgemachte Unternehmung, man macht alles selber und hat alles selber in der Hand. Es können trotzdem verschiedene Dinge passieren wie von Eis blockierte Winterraum-Türen, eine gebrochene Skibindung, unerwarteter Sturm über Nacht, sowie Jäger, die einem den Zugang verwehren wollen und ähnliche Malheurs. Eine Skidurchquerung der Lechtaler ist eine ernstzunehmende kleine Expedition mit ungewissem Erfolg. Es gibt keine Standardroute durch diese Berggruppe, keine Hüttenbuchung, der Verlauf ist ganz von den Verhältnissen abhängig.
Zum Schluss: man kann sich verlieren in den winterlichen Lechtalern. Lilli von Weech schrieb 1924 nach einer Skidurchquerung in den Mitteilungen des Deutsch-Österreichischen-Alpenvereins über ihre Erfahrungen: „Aus einer geplanten Tour von einer Woche sind sieben Wochen geworden“. Über meine verschiedenen Ski-Unternehmungen und Erfahrungen könnten wir ein eigenes Interview machen …
Rückblickend betrachtet: Was waren deine wichtigsten Touren?
Bei der Gelegenheit krame ich in meinen Erinnerungen und in ein paar Notizen:
Natürlich sind da noch meine Erstbegehungen, dreimal Dreischartlkopf im Lechtal: Linke Schulter, Hexentric und die Nordwand-Mitte mit Claudia. Daneben die Trapez-Nordwand an der Freispitze im abgelegenen Appenzeller Kar.
Am Hochwiesler die Via Anita, mit dem hohen Grad an Beliebtheit. Dann „Alle Neune“ mit dem wirklich luftigen Quergang in der vorletzten Seillänge. Bei der Erstbegehung hat Peter Lutz den Quergang nur mit Troll-Tapes gesichert. Das sind Köpfleschlingen mit Gewichtskarabiner oder Tapes.
Die Direkte Südwand an der Crepa di Socorda, in der fast vergessenen Larsec Gruppe im Rosengarten, wo der große Hans Dülfer schon aktiv war. Heutzutage ist in dieser wilden Felslandschaft Heinz Grill mit seinem Fanclub aus dem Sarcatal zugange.
Nicht zu vergessen meine Reise nach Amerika 1973, mit Umrundung der Howser Towers in den Bugaboos, wo wir in der Wildnis einem Bär begegnet sind. Im Yosemite haben wir am El Capitan die Triple-Direct gemacht, weils für die Salathe nicht gereicht hat: unser Mut und unsere Technik in den Kaminen. Die Erinnerungen von zwei Monaten im Camp 4 und an die amerikansichen Kletterspezl‘n sind inzwischen verblasst, fast. Zu Weihnachten lag ein dicker Briefumschlag im Briefkasten, der Inhalt: ein Joint, dicker als eine Havanna. Absender: Ed Dentino, Flag Ranch, Wyoming.
Jetzt höre ich auf, es gibt noch viel mehr zu erzählen, das ist aber ein abendfüllendes Programm. Letztlich hat das alles wenig Bedeutung für die Kletterszene, ist nur gut nur für‘s eigene Ego. Der Kollege Wolfgang Mayr fragt schon lange, ich solle endlich mal ein Buch schreiben. Ich frage mich in modernem Sprech: alles ein Narrativ?
Ich habe den Eindruck, dass du dich nach jahrelanger Praxis nun auch oft mit Alpiner Geschichte befasst. Ist da etwas dran? Wenn ja, was treibt dich da an?
Vor einiger Zeit traf ich einen ehemaligen Nachbarn auf einer Hütte, der stellte die gleiche Frage nach meinem Interesse an alpiner Geschichte. Dann kam er zu dem Schluss: Du bist doch selber schon Geschichte …
Wenn man älter wird, denkt man darüber nach, welche Routen man verpasst oder noch gern gemacht hätte. Jedenfalls geht es mir so. Wie ist das bei dir? Welchen Alpinen Wunsch würdest du dir noch gerne erfüllen?
Hmm … die einfachste Wunschformel, die mir dazu einfällt, ich mache jetzt einen Reim draus, der geht so: Hochwiesler, Dru, El Cäp, und mit 75 noch den Schneck …
Hermann, sehr eindrucksvoll, was du im Laufe deines Lebens alles erlebt hast! Ich wünsche dir noch viele schöne Touren, und vielen Dank für’s Gespräch!