Nur eine gute halbe Stunde südlich von Innsbruck liegt das ursprünglich gebliebene Gschnitztal, einem Seitental der Brenner-Autobahn. Es lohnt sich, auf dem Weg nach Italien einen Zwischenstopp einzulegen, oder gar dort zu übernachten. Hoch über der kleinen Ortschaft Gschnitz thront die schmucke Kapelle von St. Magdalena auf einer überschaubaren Bergwiese mit Blick auf die Stubaier Dreitausender. Der Gesamteindruck ist an Idylle kaum zu übertreffen. Bei der Kapelle gibt es eine rustikale Jausenstation und es drängt sich förmlich auf, nach der Vertikalen eine der liebevoll hergerichteten Brotzeiten zu genießen. Der Kletterführer beschreibt das so: „Der Platz ist paradiesisch, die ausgezeichnete Jausenstation liegt nur einen Steinwurf entfernt und es gibt wohl nichts Besseres, als nach einem Klettertag, hier den Sonnenuntergang bei einem Bier zu genießen …“
Wenige Gehminuten von der Kapelle entfernt erscheinen die ersten Klettermöglichkeiten. Auf den ersten Blick etwas untypisch, doch die Locals haben hier mit viel Fleiß einige Baseclimbs eingerichtet und gleich darauf gibt es die ersten Mehrseillängen-Routen. Seit dem Erscheinen des Kletterführers „Innsbruck Rock“ von 2023 erfreut sich vor allem der „Urknall“ großer Beliebtheit, wie uns die Wirtin der Jausenstation später erzählte. Sie gewährt auch gerne Einblick in einen Ordner mit den neuesten Routen der Umbebung.
Der Zustieg führt etwas ausgesetzt entlang der Klettergarten-Routen und am Ende eines Stahlseils steht man schließlich am Einstieg der Tour. Die erste Seillänge wirkt noch etwas grasig, doch danach geht es gleich zur Sache: Eine gelbe, dolomiten-ähnliche Verschneidung ist im 7. Grad angesiedelt und mittendrin hängt ein rießiger Metall-Schlüssel, der auf die Schlüsselstelle in der Tour hinweist. Danach wechselt der Fels in grauen Hauptdolomit und bietet schöne Loch- und Leistenkletterei in steiler Wand. Zum Schluss gibt es dann nochmal eine schöne Verschneidung, die am Wandbuch samt Zirbenschnaps endet. Die Standplätze befinden sich oft auf bequemen Bändern, nur einmal hängt man etwas unbequem auf einem schmalen Absatz. Während die umliegenden Wände oft brüchig sind, bietet der „Urknall“ überwiegend kompakten Fels.
Unterhalb der Kapelle gibt es auch einen gut besuchten Klettersteig. Bergsteigen.com schreibt dazu: „Ein landschaftlicher Hochgenuss, mit einem vertikalen Mittelteil und einer malerischen Bergkapelle zum Ausrasten am Ende – so kann man den St. Magdalena-Klettersteig in einem Satz zusammenfassen. Im Einstiegsbereich dieser Ferrata wurde von der Bergrettung Tirol eine sog. Alpine Safety Area umgesetzt, dort kann man die verschiedenen Klettersteigschwierigkeiten (A – E) und einen roten und schwarzen Bergweg ausprobieren. Danach klettert man vom sog. Habichtblick – ein origineller Aussichtsplatz – über zahlreiche Felsstufen hinauf zur Kapelle St. Magdalena. Gesamt eine wirklich gut umgesetzte Klettersteiganlage, die perfekt in die schroffe Berglandschaft des Gschnitztales passt“.
Somit wird rund um St. Magdalena für jeden Kletteranspruch etwas geboten …
Übersicht
Schwierigkeit im “Urknall”
Überwiegend +/-6, zwei Seillänge +/-7 (6 obligatorisch)
Absicherung
Die Route ist üppig mit Bohrhaken abgesichert, Keile und Friends werden nicht benötigt.
Ausrüstung
60-Meter-Doppelseil, 16 Exen, Abseilausrüstung
Ausgangspunkt
Man verlässt die Brenner-Autobahn bei der Abfahrt Steinach und fährt ins Gschnitztal hinein. Kurz vor der Ortschaft Gschnitz nach links Richtung St. Magdalena. Der Parkplatz befindet sich bei einer Brücke (Klettersteig-Schilder).
Zustieg
Vom Parkplatz entlang der Beschilderung hinauf nach St. Magdalena (ca. 1 Std.) Dort gibt es einen Wegweiser Richtung Klettergarten. Man folgt dem Pfad nach rechts unter die Wand. Wenig später erreicht man ein Stahlseil und an dessen Ende den Einstieg (ca. 15 Minuten).
Abstieg
2mal Abseilen über die Route. Es können Stände übersprungen werden. Dafür ist ein 60-Meter-Doppelseil vorteilhaft.
Topo
Kletterführer Innsbruck Rock www.versantesud.it
Webinfo
www.bergsteigen.com
climbfreeblog.com
www.wipptal.at
St. Magdalena Klettersteig | Bergsteigen.com
www.gipfelbuch.ch
Bildgallerie