Ein weiterer Hotspot im Sarcatal sind die Mehrseillängen-Routen bei Pietramurata. Die „Nikotina“ an der Parete Ghandi und die phantastischen Sportklettertouren am „Transatlantico“ waren lange Zeit heiß begehrt. Es wird hier jedoch immer schwieriger, dort einen tollen Klettertag zu verbringen: Die darunterliegende Moto-Cross-Bahn wurde im Laufe der Zeit immer weiter ausgebaut und ist mittlerweile der Treffpunkt der Enduro-Szene incl. Europa- und Weltmeisterschaften. Der unerträgliche Motorrrad-Lärm drängt zu den Wänden des Massivs „Pian dela Paia“ hinauf, so ist zumindest an den Wochenenden oder zur Urlaubszeit an Klettern kaum mehr zu denken …
Der linke Wandbereich „Il Dain“ ist zum Glück von der Cross-Bahn nach Süden hin abgewendet und bietet weiterhin lohnende, vom Surren der Motorräder verschonte Kletterziele. Neben ein paar modernen Bohrhakenlinien finden sich in der Wand überwiegend klassische Routen traditioneller Absicherung. Viele tiefe Kamine und scharfe Kanten lassen die großen Pfeiler deutlich hervortreten. Das Duo „Holzer & Reali“ waren 1967 die ersten Erschließer und schufen Wege, die noch heute als sehr ernsthafte und schwierige Unternehmenung gelten. Ein geeignetes Terrain für die wahren Alpinisten unter uns …
Der große Klassiker in der Wand ist die „Cesare Levis“, sie wird oft als eine der schönsten Kletter-Routen im Sarca-Tal bezeichnet. Trotz des alpinen Charakters und der fixen Ausstattung mit Normalhaken bzw. Schlingen wird die Tour häufig begangen, ist gut abgeklettert und an manchen Stellen sogar deutlich abgegriffen. Herzstück ist eine griffige Verschneidung, die über 5 Seillängen konsequent nach oben zieht. Die Schlüsselstelle (6+) befindet sich unter einem Dach mit einem Quergang nach rechts zum rettenden Stand. Um in den Genuss dieser schönen Längen zu gelangen, muss zuerst der etwas brüchige Vorbau mit Orientierungssinn überwunden werden. Schlingen an Bäumen weisen hier den Weg. Am Ende der Route wird es nochmal richtig alpin, auch hier ist nicht alles fest, lässt sich aber ganz gut absichern. Vom vorletzten Stand am Baum kann auch nach rechts ansteigend zum Abstiegsweg hinausgequert werden.
Wer im Sarcatal ausnahmsweise keine Plaisirtour, sondern ein kleines Abenteuer sucht, wird in der „Cesare Levis“ richtig Spaß haben!
Schwierigkeit
Am Vorbau 3 bis 4. Die Verschneidungs-Längen sind offiziell mit 5+ angegeben. Realistisch betrachtet sollte allerdings ein 6er zwingend beherrscht werden. Die Schlüsselstelle (6+) kann auch A-Null geklettert werden. Die letzten beiden Seillängen (5+) sind etwas alpin und sollten vorsichtig geklettert werden. Wandhöhe ca. 350 Meter.
Absicherung
Am Vorbau kann an Bäumen gesichert werden. In der Verschneidung und darüber hinaus befinden sich gelegentlich Normalhaken. Die Stände sind meistens mit 3 Normalhaken ausgestattet. Die Route lässt sich insgesamt mit Schlingen, Keilen und Friends gut optimieren.
Material
Doppelseil, 12 Exen, Schlingen, Keile und Friends in allen Größen
Ausgangspunkt
Von Arco ca. 10 km nördlich Richtung Pietramurata. Kurz davor befindet sich auf der linken Seite der Parkplatz bei der Moto-Cross-Bahn.
Zustieg
Vom Parkplatz Richtung „Pian dela Paia“ in eine Mulde hinab. Nun immer diagonal nach links über Pfade durch das Gestrüpp bzw. Geröll entlang der Wand ansteigen. Deuliche Begehungsspuren und Baumschlingen weisen auf den Beginn der Einstiegsrampe unterhalb der langen Verschneidung hin. Vom Parkplatz ca. 30 Minuten.
Abstieg
Vom Ausstieg rechtshaltend, man trifft auf einen Pfad, der zu roten Markierungen führt. Hier nach oben bis zum Beginn der Forststraße ansteigen. Nun nach rechts entlang der Beschilderung „Pietramurata“ absteigen. Bereits in Talnähe zweigt nach rechts ein ausgewiesener Pfad nach rechts zur Moto-Cross-Bahn ab. Vom Ausstieg ca. 1, 5 Stunden.
Übernachtung
Pensionen und Campinplätze bei Pietramurata bzw. Arco
Topos
Kletterführer Hohe Wände bei Arco, Verlag Versante Sud