Joe Samite am Großen Häuselhorn

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Die Klettergebiete rund um die Reiter Alpe entwickeln sich immer mehr zum Hotspot zwischen Wildem Kaiser und den Berchtesgadener Bergen. Kein Wunder, denn die Felsbeschaffenheit ist vom Feinsten, das Potential dazu unerschöpflich. In dieser Gegend entstehen immer mehr Routen, die oftmals auf das Konto des Duos Fritz Amann & Josef Brüderl gehen. Die talnahen Gebiete sind längst erschlossen, die Zustiege werden immer weiter, die Gipfel immer entlegener. Es ist wirklich beeindruckend, welchen Fels-Kolossen man da in den hintersten Winkeln der Reite Alpe begegnet. Höchsten Respekt den Erstbegehern, die sich die Mühe machen in dieser wilden Gegend Routen einzurichten. Unser Ausflug zum Großen Häuselhorn entwickelte sich nichtsahnend zu einer halben Weltreise …

Ausgangspunkt ist der Gasthof Obermayrberg, ein sehr idyllischer Ort, an dem unser Kletterpartner gleich zwei Nächte verbrachte, um das Ambiente zu genießen. Zunächst radelten wir über eine Forststraße zur Jagdhütte Hochgscheid hinauf, somit waren die ersten 1,5 Stunden gleich mal verbraten. Mehr oder weniger sichtbare Pfade und am Ende wegloses Gelände führten uns schließlich unter die unübersichtlichen Wand. Alles nicht ganz einfach zu finden, aber mit der Beschreibung aus dem Kletterführer und entsprechendem Spürsinn machbar. Nach insgesamt 3 Stunden Aufstieg standen wir schließlich schweißgebadet am Einstieg der Joe Samite …

Die ersten Seillängen sind oft nass und man überlegt es sich schon genau, hier einzusteigen. Dank der wasserzerfressenen Felsoberfläche gelang es uns jedoch diesen Part zu überwinden und wir landeteten wieder im Trockenen. Danach folgten immer wieder mehr oder weniger geneigte Plattenschüsse bis hin zu senkrechten Wänden. Gelegentlich führt der Weg durch rampenartige Verschneidungen, die eine ganze Seillänge in die Höhe führen. Für die Tour ganz typisch, sind auch anstrengende Offwidth-Risse, wo es für die Hände kaum etwas zum Greifen gibt. Die Felsbeschaffenheit ist jedoch überall so kompakt und rau, dass man das Meiste auf Reibung klettert. Im mittleren Bereich steilt sich der Weg richtig auf und es kann an einigen Passagen nur noch A-Null geklettert werden, es sei denn man beherrscht den oberen 7. Grad.

Die Joe Samite legt sich nach oben hin wieder deutlich zurück, aber auch im 6. Grad wird hier einem wie überall nichts geschenkt. Der Anstieg ist anhaltend schwer und man muss immer wieder einige Meter vom letzten Haken wegsteigen. Nach 13 Seillängen anstrengender Kletterei erreichten wir erleichternd den Ausstieg auf einem Gratabsatz. Ein schmaler Grat führte uns schließlich nach weiteren 100 Metern unschwierig auf den Gipfel des Großen Häuselhorns, das leider im Nebel versank …

Das war aber erst die halbe Miete. Obwohl es einen (für uns unüberschaubaren) Schnellabstieg über die Häuselhorn-Rinne gibt, entschieden wir uns für den sicheren Normalweg. Der Südostgrat führt zu einem rießigen Alt-Schneefeld und weiter in eine Senke hinab. Die „landschaftlich schöne Wanderung“, wie es im Führer steht, entwickelte sich allerdings immer mehr zu einem Weitwanderweg. Über eindrucksvoll karstiges Gelände mussten wir wieder in ein Joch aufsteigen und anschließend nach rechts zur Mayrbergscharte hinüberqueren. Ein ausgesetzter Klettersteig führte steil hinab, bis wir die nächste Querung in eine weitere Scharte erreichten. Das Große Häuselhorn stand bereits im letzten Licht und mit der Stirnlampe erreichten wir nach insgesamt  4 Stunden Abstiegszeit wieder den Ausgangspunkt. Wie bereits eingangs erwähnt, eine halbe Weltreise …

Fazit: Für die „Joe Semite“ sollte man schon früh aufstehen, um nicht in der Dunkelheit zu enden. Dafür wird man mit einer richtig guten, aber auch anspruchsvollen Klettertour belohnt. Wie wir im nachhinein erfuhren, wählen die Locals kürzere Abstiegsvarianten. Wie dem auch sei, die Tour bleibt so oder so eine tagesfüllende und sehr abenteuerliche Unternehmung. Im linken Wandbereich gibt es außerdem die Route “Hasenalarm” im 6. Grad, eine etwas gemütlichere Variante sich an’s Häuselhorn ranzutasten …

Schwierigkeit

Meist +/- 6, maximal 7+ (6+ obligatorisch)

Kletterzeit

Ca. 5 bis 6 Stunden

Absicherung

Die Route ist ausreichend mit Bohrhaken eingerichtet. Grundsätzlich muss aber immer einige Meter vom letzten Haken weggeklettert werden. Die schwersten Stellen sind gut gesichert bzw. können auch A-Null geklettert werden.

Material

50-Meter-Doppelseil, 12 Exen, evtl. Friends zur zusätzlichen Absicherung

Ausgangspunkt

Zwei Kilometer östlich von Lofer befindet sich die kleine Ortschaft Au. Von hier aus fährt man bis zum Parkplatz des Gasthofs Obermayrberg hinauf.

Zustieg

Es empfiehlt sich das Bike mitzunehmen. Man folgt dem Schotterweg Richtung Mayrbergscharte bis zu Jagdhütte Hochgscheid (kurz davor Bikedepot). Ca. 100 m nach der Hütte geht links vor einem Graben ein deutlich sichtbarer Jagdsteig weg. Man folgt diesem ein gutes Stück hinauf und quert anschließend entlang des Pfades nach links. Nach den Latschen ziehen von rechts schrofige Rinnen herab. Hier folgt man den Pfadspuren und gelegentlichen Steinmännern zum Einstieg hinauf. Ca. 3 Stunden

Abstieg

Vom Gipfel über den Normalweg hinab, bis man auf den Weg zur Mayrbergscharte trifft. Hier wieder nach rechts in ein Joch hinauf und anschließend nach rechts zur Mayrbergscharte. Von hier den Klettersteig hinab und horizontal nach links in eine weitere Scharte. Nun nach rechts über die Jagdhütte Hochgscheid zurück zum Ausgangspunkt. Ca. 3 – 4 Stunden.

Topos

Kletterführer Salzburger Land, Band I www.panico.de

Webinfo

www.bergsteigen.com

Bildgallerie

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