Aus der Ferne betrachtet wirkt die „Parete IR“ unter dem mächtigen Monte Velo ziemlich unscheinbar, für’s Klettern gar nebensächlich. Die bekannten Erstbegeher Grill, Kluckner & Co. ließen sich jedoch nicht davon abhalten, in diesem Kleinod weitere Routen zu erschließen. Neben der guten Felsqualität ist sicher auch ein Grund, dass man von der Monte-Velo-Bergstraße in wenigen Minuten zu den ersten Einstiegen gelangt.
Wer einmal an der Partete IR unterwegs ist, wird von richtig schönem Fels und herrlicher Kletterei verwöhnt. Und die ist ziemlich vielseitig: kleine Dächer, Verschneidungen, Quergänge, Platten und steile Wände sorgen für viel Abwechslung an den umwaldeten Massiven. Da es sich um die jüngeren Arco-Touren handelt, ist der Fels noch wunderbar rau und wenig abgegriffen. Besonders spannend ist die Absicherung: Bohrhaken gibt es nur an den schwierigen Passagen, dazwischen können über weite Strecken Friends gelegt werden. Natürlich gibt es auch wieder einige Sanduhrschlingen und Normalhaken, so wie man es von Kluckner & Grill gewohnt ist. Je mehr man an Höhe gewinnt, desto eindrucksvoller wird der Blick auf den in der Ferne schimmernden Gardasee.
An der Parete Ir gibt es übereinander liegend zwei Sektoren mit jeweils mehreren Routen. Wer in die untere Wand einsteigt, kann danach im oberen Bereich weiterklettern. Somit kommen insgesamt ca. 10 Seillängen zustande, die einen ganzen Klettertag ausfüllen. Die Zu- und Abstiege sind überschaubar und kurz, sodass hier auch bei unsicherem Wetter eingestiegen werden kann. Im Notfall kann auch über die Routen wieder abgeseilt werden. Bei warmen Temperaturen klettert man vormittags im Schatten.
„Via dell’Incontro“ im unteren Wandbereich
Dies ist sicher die interessanteste Linie am unteren Massiv. Sehr schöne Schuppen, Platten mit Aufleger, Verschneidungen und diagonale Quergänge kennzeichnen die Tour. Es ist eine sehr natürliche Linie entlang des kletterbaren Wegs in diesem Wandabschnitt. Insgesamt sehr empfehlenswerte Kletterei, nie richtig schwer, aber teilweise spannende Selbstabsicherung.
„Rocca Preziosa“ im oberen Wandbereich
Laut Kletterführer die schönste Tour in der Wand. Sehr abwechslungsreiche Kletterei mit Platten, Verschneidungen und Überhängen. Der Fels ist noch sehr rau und wenig abgegriffen. Insgesamt sehr spannend und absolut empfehlenswert. Die Tour verdient 5 Sterne.
Schwierigkeit
In beiden Routen überwiegend 5 bis 6 (5+ obligatorisch).
Absicherung
In beiden Routen stecken nur Bohrhaken an den schweren bzw. exponierten Passagen. Gelegentliche fixe Sanduhrschlingen und Normalhaken sind vorhanden. An einigen Stellen können Friends gelegt werden.
Ausrüstung
50-Meter-Einfachseil, 12 Exen, Schlingen, mehrere mittelgroße Friends
Ausgangspunkt
Man fährt von Arco nach Bolognano und weiter Richtung Monte Velo hinauf. Nach dem Weiler Gazzi parkt man ein gutes Stück nach den letzten Häusern bei der zweiten (schwarz-weiß-gestreiften) Schranke bei einer Rechtskurve am Straßenrand.
Zustieg
Man geht durch die Schranke und folgt dem Weg ca. 200 m. Bei einem Steinmann führt ein Pfad nach links zu den Einstiegen des oberen Sektors hinab. Hier führt ein weiterer Pfad nach links zum unteren Sektor hinab. Der Routenname „Via Incontro“ ist angeschrieben (vom Parkplatz ca. 15 Minuten). Am Ende der Tour steigt man ein Stück auf, bis ein Pfad erreicht wird. Hier nach rechts zu den Einstiegen des oberen Sektors. Der Routenname „Rocca Preziosa“ ist angeschrieben.
Abstieg
Am Ende der „Rocca Preziosa“ führt ein Pfad horiziontal nach links, später absteigend zum Ausgangspunkt zurück (ca. 20 Minuten).
Topos
Kletterführer „Hohe Wände bei Arco“ Band 1 www.kletterfuehrer.net
Webinfo
www.bergsteigen.com
Bildgallerie